Das Bild (1)
Datum: 24.12.2023,
Kategorien:
Schamsituation
... so nett, das Bild aufzuhängen, du bist da sicherlich geschickter. Bei mir würde das ewig dauern und wahrscheinlich dann doch schief hängen. Hier nimm!“, dabei hielt er ihm das Paket hin, „Leg` es bitte auf den Esstisch, ich packe es gleich aus!“
Er nahm es und antwortete: „Okay, mach` ich!“
„Das kannst sogar du aufhängen, Daniel“, erklärte ich und folgte dabei Jan ins Esszimmer, „Der Rahmen ist eine Spezialanfertigung und die Halterungen auf der Rückseite genau in dem Abstand der beiden vorhandenen Nägel. Ich habe beim letzten Besuch heimlich nachgemessen. Du kannst die beiden Bilder also ganz einfach gegeneinander austauschen.“
Nachdem Sarah Jan gratuliert und ihm eine Flasche Gin in die Hand gedrückt hatte, folgten sie Jan und mir nach. Daniel entfernte das Geschenkpapier und ich nahm schonmal den Kunstdruck von der Wand.
„Was ist denn das?“, fragte Jan etwas empört wirkend, „Moderne Kunst, oder was?“ Fast trotzig nahm er das Bild und hängte es für Daniel auf die beiden Nägel. „Wenn du keine Lust hast, ihm etwas Schönes zu malen, dann lass es doch einfach. Du bist zwar eine Hobbymalerin, aber eigentlich eine, die so gut ist, dass du mühelos davon leben könntest!“
„Bei solchen Bildern würde sie aber verhungern!“, ätzte Sarah.
„Beruhigt Euch, ich erkläre es, wenn alle da sind. Apropos, wo sind eigentlich Tim und Laura?“
„Abgesagt!“, meinte Daniel, „Tim bedauert sehr, dass er nicht dabei sein kann, aber es war wieder irgendwas mit dem Auto.“
„Kann er ...
... sich nicht mal ein anderes Auto kaufen?“, schimpfte Sarah, „Auf meinem Geburtstag war er auch nicht, wegen dieser blöden alten Karre!“
In diesem Moment piepte in der Küche die Uhr am Backofen und wir alle halfen Daniel dabei das Essen ins Esszimmer zu holen.
Nach dem Essen, zu dem es einen wirklich sehr guten Wein gab, servierte Daniel seinen Lieblingsobstler. Der war, wie immer, und trotz seines hohen Alkoholgehalts, sehr lecker. Als wir alle den zweiten ausgetrunken hatten und der Tisch abgeräumt war, gingen wir zu Drinks und Bier über und redeten über Dies und Das.
„Seid mal bitte kurz leise!“, bat Daniel plötzlich, „Ich höre etwas.“
Alle verstummten.
„Jetzt ist es wieder weg.“
Als wäre nichts gewesen ging das Gespräch zwischen Jan, Sarah und mir weiter. Daniel brachte sich nur sporadisch ein und sagte plötzlich wieder: „Da spricht doch noch irgendwer!“
Wieder waren wir alle mucksmäuschenstill. Doch es war wieder nichts zu hören.
„Wenn du anfängst Stimmen zu hören“, lachte Jan, „Solltest du nächstmal den Obstler lieber weglassen!“
„Bei mir wirkt er auch schon. Aber Stimmen höre ich noch nicht!“, meinte Sarah.
„Dann schenkt Euch doch noch einen ein!“, antwortete Daniel, „Ich bin mir wirklich ganz sicher, dass da eben eine Frauenstimme war!“
Wir ließen die Flasche nochmal kreisen. Und während wir uns danach weiter unterhielten, sagte Daniel eine ganze Weile gar nichts mehr. Er lauschte anscheinend und schließlich war er aufgestanden und zu ...