Carmen und die Winterräder
Datum: 19.01.2024,
Kategorien:
Romantisch
... Gefühl, das ist nur die Spitze des Eisberges. Wie ein Elefant im Porzellanladen. Bin ich wirklich so ein schlechter Mensch"? "Niemand ist komplett ein schlechter Mensch. Und vielleicht haben sie all diese Sachen auch nur gemacht, weil sie nie darüber nachgedacht haben, wie das auf die Betroffenen wirkt". "Aber das kann ich doch alles gar nicht mehr gut machen"? "Müssen sie nicht. Können sie auch nicht! Es ist schon viel geholfen, wenn sie sich bei denen, die sie noch treffen, entschuldigen. Die meisten werden es wohl auch schon vergessen haben. Übrigens: ich war auch mal so. Glaube ich. Also zumindest so ein bisschen". "Und wann hat das aufgehört"? "Als ich meine Frau kennengelernt habe. Sie war mein Gewissen. Die gute Seele. Sie wusste immer die moralisch richtige Antwort".
Sie überlegte und schwieg einen Moment. "Warum ist sie denn gegangen"? "Sie ist nicht gegangen. Sie wurde mir genommen. Man hat keine Chance, wenn ein 40-Tonnen LKW auf ein Stauende drauf brettert". "Ohh Gott! Das ist ja schrecklich. Jetzt habe ich die Erinnerung wieder aufgewirbelt"! "Haben sie nicht. Ich denke ohnehin noch jeden Tag an sie". "War sie gleich"? "Ja, sie war gleich tot. Sie dürfte nichts gemerkt haben, höchstens einige Zehntelsekunden". "Ich kann mir das gar nicht vorstellen, was man da fühlt". "Ich auch nicht, und ich will es auch gar nicht mehr. Ich hab es versucht, und es hat mich nur gequält. Heute ist es so, dass sie für mich immer noch da ist. Als mein Ratgeber. Mein ...
... moralischer Kompass". "Hat sie ihnen auch was zu mir gesagt"? "Ja, sie hat gesagt dass ich milde mit ihnen sein soll". "Richten sie ihr meinen Dank aus". "Werde ich machen".
"Ich hoffe, sie denken jetzt nicht, ich will sie beeinflussen mit meinem Projekt". "Das zweite"? "Ja". Ich seufzte. "Der Wirtschaftsausschluss hat ihren Entwurf heute abgelehnt. Zusammen mit 3 anderen. Brilliant, aber zu teuer". "Ich hab es gestern schon zurückgezogen. Wegen ihnen. Ich wollte nicht, dass sie denken..". Ich war erstaunt. "Per Mail"? "Ja". "Hab ich heute noch nicht gecheckt, war nur unterwegs. Moment". Ich zückte mein Handy, loggte mich ein. Tatsächlich, da war die Mail. Carmen Grunert, CG Group. "Ich glaube, wir hatten sowieso keine Chance, und so war es doch auch. Außerdem haben wir ohnehin bald genug mit Projekt 1 zu tun". "Löblich, aber unnötig. Aber sie haben schon Recht, es hätte vielleicht Gerede gegeben. Solche Versuche kommen immer wieder vor".
"Bestechung"? "Heutzutage eher weniger. Keine direkte. Seit die Geldflüsse besser überwacht werden, ist das schwieriger geworden. Eher wird dann mal eine teure Urlaubsreise spendiert, ein Gutschein für Luxuseinkauf". "Hat man das bei ihnen auch schon mal probiert"? "Ja. Der Ansatz ist aber immer sehr vorsichtig und nie direkt. Bei Männern wird auch oft mit dem Besuch einer Tabledancebar geworben. Und mehr angedeutet". "Mögen sie das nicht"? "Tabledance? Doch. Hab ich aber nie live gesehen. Nur manchmal in Krimis. Ich glaube schon, dass es den ...