Yvette - Nur Ich
Datum: 14.02.2024,
Kategorien:
Transen
... ich so lange unterdrückt hatte.
In einem Anfall von Wut schlug ich gegen den Spiegel und ließ ihn auf den Boden fallen. Ein Stück davon traf meinen Arm und ich spürte, wie das Blut anfing zu fließen. Doch selbst der physische Schmerz konnte meinen emotionalen Schmerz nicht lindern.
Ich brach zusammen, kauerte auf dem Boden und weinte wie ein kleines Kind. Ich fühlte mich hilflos, verloren und allein.
Kapitel 3
Die Bühne am Samstagabend gehörte ganz allein mir. Ich trat in einem atemberaubenden, langen Glitzerkleid auf und begrüßte meine Gäste mit einer professionellen Gelassenheit. Ich fühlte mich in meinem Element und die Bühne war mein Königreich. Ich strahlte eine Aura von Selbstvertrauen und Glamour aus, die das Publikum begeisterte und in meinen Bann zog. Ich war die unangefochtene Queen des Showbusiness und wusste genau, wie ich meine Zuschauer begeistern konnte. Die begeisterten Reaktionen und der tobende Applaus bestätigten, dass ich meine Arbeit perfekt gemacht hatte.
Wie immer waren die Einschaltquoten phänomenal. Die Zuschauer liebten meine lockere, herzliche Art mit Menschen umzugehen, ihnen Fragen zu stellen und gelegentlich ein Geheimnis aus ihnen rauszukitzeln. Mein Lächeln gefiel den anderen.
Nur mir nicht. Ich hasste es, mich verstellen zu müssen. Aber dafür wurde ich vernünftig bezahlt. Das Geld, dass ich verdiente, ermöglichte mir ein Leben nach meinen Vorstellungen. Selbst wenn ich alles hinschmeißen würde, könnte ich mit dem Ersparten ...
... gut auskommen. Das war etwas, was mir wichtig war.
Ich spürte, wie die Wut in mir hochkochte und meine Kollegen mussten darunter leiden. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie es nicht schafften, mein Kleid so anzupassen, dass es perfekt saß. Und warum konnte die Beleuchtung nicht einfach so eingestellt werden, dass mein Gesicht im besten Licht erstrahlte? In meinen Augen war die gesamte Show scheiße und ich machte meinen Kollegen dafür verantwortlich. Ich ließ es sie spüren.
In meiner Garderobe legte eine Maskenbildnerin ein weiteres Mal Hand an meine Erscheinung. Sie zauberte, ich erkannte mich kaum wieder. Die Haare wurden geföhnt, geknetet und mit Haarspray in Form gebracht. Meine Augen hatte sie dunkel betont und die Lippen sündig aufbereitet - Femme Fatal.
Ich entließ sie ohne Dank in den Feierabend und machte mich bereit, mich umzuziehen. Während ich meine Handtasche durchwühlte, um Mettes Visitenkarte zu finden, fiel mir auf, dass sie meinen echten Namen kannte. Diese Frage beschäftigte mich seit drei Tagen und ich hatte immer noch keine Antwort darauf.
„Ja", hauchte eine Stimme am Smartphone.
„Mette?", fragte ich leise nach.
„Yvette? Schön, dass du dich meldest. Ich hatte gehofft, von dir zu hören." Ihre Stimme war klar und deutlich, der Tonfall war und herzlich.
„Hast du Zeit?"
„Ich bin zu Hause. Wenn du reden möchtest, komm doch vorbei." Mette gab mir die Adresse. „Ich freue mich."
Mit meinem Mantel locker über die Schultern gelegt, ...