Yvette - Nur Ich
Datum: 14.02.2024,
Kategorien:
Transen
... vernahm ich nicht mehr, denn das Mobilteil stand bereits in der Ladestation und beendete die Verbindung.
Ich begab mich in die Küche, um mir einen Kaffee zu kochen und setzte mich auf die Fensterbank. Das warme Aroma des Kaffees erfüllte den Raum und brachte meine Sinne in Schwung. Während ich langsam an meiner Tasse nippte, fühlte ich mich geborgen und konnte endlich meine Gedanken sammeln. Es war eine Auszeit von meinem chaotischen Leben, eine Pause, um wieder in Balance zu kommen.
Warum war ich immer so zu den Menschen, wie ich war? Warum konnte ich nicht etwas Wärme an ihnen abgeben? Wieso war ich bei ihnen so unbeliebt?
Ich durchsuchte das Internet auf meinem iPad nach einem Psychologen in meiner Nähe. Es war an der Zeit, einen Termin zu vereinbaren. Ich musste mit jemandem sprechen, jemandem meine Sorgen und Ängste mitteilen und meine innere Welt preisgeben. Die Furcht, dass mein Kokon bald zerbrechen würde, wurde von Tag zu Tag größer.
Das Aufsuchen eines Therapeuten war für mich eine große Überwindung. Ich hatte es schon einmal getan, als ich mich meiner Geschlechtsidentität bewusstwurde und es gesetzlich vorgeschrieben war. Doch ich verabscheute diese Art von Seelenklempnern und fand es unerträglich, mich vor ihnen zu öffnen. Aber ich erkannte, dass ich Hilfe brauchte, um nicht an meinen inneren Dämonen zugrunde zu gehen. Ich hasste die Welt um mich herum, mit all ihren Ungerechtigkeiten und Verlogenheiten. Die Menschen schienen mir alle verloren und ...
... ich fühlte mich einsam und entfremdet von allem und jedem.
Die Tränen auf meiner Wange fühlten sich heiß und unkontrollierbar an, während ich sie abwischte. Auch sie hasste ich. Meine Weichheit und die unbegreifliche Zerbrechlichkeit meiner Seele, machten mir Angst. Die Furcht vor diesen war größer als die vor einem durchgeknallten Fan.
Es gab nur eine Linderung und das war Sex. Ich war süchtig danach. Je härter, je perverser, je bizarrer er war, desto mehr Befriedigung fand ich in ihm. Wie ein Junkie, der dem nächsten Trip entgegenfieberte, benötigte ich einen Schwanz, eine Fotze oder einen Arsch. Mir war egal, ob Mann, Frau oder Transe, Hauptsache ich konnte meinen Drang loswerden.
Ich wollte benutzt werden, ich wollte jemanden benutzen. Ich brauchte den Geschmack von Sperma, dürstete danach, es anderen in den Hals zu spritzen. Ich trank den Mösensaft aus der Quelle, schlürfte die Sahne unzähliger Probanden und ließ mich vögeln.
Wäre das jemals ans Licht gekommen, wäre meine Karriere ruiniert. Man würde mich bloßstellen, meine Geschichte ausbeuten und mich zum Abschuss freigeben. Ich würde wie eine Ketzerin im Mittelalter verbrannt werden, schreiend und verzweifelt auf einem Scheiterhaufen der Boulevardpresse.
Das Meeting zog sich in die Länge. Die Gästeliste, die mir vorgelegt wurde, war so interessant, wie das Regenwetter, dass Kopenhagen überzog. Wie eine Glocke hingen die Wolken fest über der Metropole und überfluteten die Straßen. Die Feuerwehren pumpten ...