1. „Die Kunst braucht mehr nackte Männer - und Frauen!“ - von einem Multitalent, das auszog, um ausgezogen zu werden - Teil 2


    Datum: 26.04.2019, Kategorien: Kunst,

    ... Bühne des Saals, nimmt den Kopf ab, woraufhin der Kopf eines etwa 30-jährigen Mannes mit schweißnass am Kopf klebenden Haaren zum Vorschein kommt. Er schnappt sich ein Mikrophon, der DJ lässt die Musik ausfaden, und Alles schaut gespannt in Richtung Bühne.
    
    „Liebe Hexen, Magier, Einhörner, Wonderwomen und andere fantastische Wesen, ich bitte kurz um eure geschätzte Aufmerksamkeit.“ Der Werwolf hält das Mikrophon so nah an den Mund, dass das Gesagte ein wenig verzerrt über die Lautsprecher links und rechts von der Bühne kommt. „Denn wir kommen nun zu einem der Höhepunkte des heutigen Abends: zur Kür von Miss und Mister Cosplay.“
    
    Die Partygäste jubeln und applaudieren.
    
    „Und weil ihr alle – oder fast alle – euch so große Mühe gegeben habt und einfach unglaublich toll ausseht, küren wir nicht die schönsten Kostüme, sondern die am wenigsten schönen und gelungenen.“
    
    Wieder Applaus und auch vereinzelte – aber wohl nicht ernst gemeinte, denn jeder weiß, welche Voraussetzungen Miss und Mister Cosplay erfüllen müssen – Buhrufe.
    
    Der Werwolf grinst provozierend und fährt fort: „Die Wahl der Jury ist einstimmig ausgefallen.“
    
    Der DJ spielt einen Tusch ab.
    
    „Mister Cosplay ist die Plastik-Fledermaus im 9,95-Euro-Kostüm. Ich bitte Batman auf die Bühne!“
    
    Unter Gejohle, Applaus und Buhrufen bahne ich mir einen Weg zur Bühne und steige die Stufen auf der rechten Seite hoch. Während ich Aufstellung nehme und mich von allen ausgiebig verachten lasse, moderiert der Werwolf ...
    ... weiter: „Und nun zu Miss Cosplay. Sie ist bildhübsch, aber doch ein bisschen zu underdressed für den heutigen Abend. Applaus für die Mullbinden-Mumie!“
    
    Das dralle Mädchen bekommt auf seinem Weg zur Bühne nicht nur Gejohle, Buhrufe und Applaus, sondern auch anerkennende Pfiffe. Ein paar Augenblicke später steht es neben mir. Miss und Mister Cosplay werden interviewt, wir nennen unsere Namen – das Mädchen heißt übrigens Sophie - und erklären, woher um alles in der Welt wir unsere furchtbaren Kostüme haben. Die Agentur darf ich nicht erwähnen, stattdessen behaupte ich, ich hätte es noch schnell in einem Einkaufsmarkt mitgenommen, weil ich unbedingt auf der heutigen Party abfeiern wollte. Nach dem Kurz-Interview geht es zur „Preisverleihung“.
    
    Der Werwolf erklärt den Ablauf derselben: „Schlechte Kostüme können wir natürlich nicht belohnen, deshalb ist der Preis für Miss und Mister Cosplay eine Strafe. Seht ihr beiden das ein?“
    
    „Ja!“, jauchzt die sexy Mumie begeistert und erwartungsvoll. „Bestraft mich! Ich habe es nicht anders verdient.“
    
    Ich spare mir eine Antwort, sie wäre ohnehin im Gejohle der Menge untergegangen.
    
    „Teil eins eurer Strafe ist, dass ihr erst mal diese schrecklichen Kostüme ausziehen müsst“, kündigt der Moderator an. „Wo sind meine Assistenten?“
    
    Eine Hexe in Minikleid und hochhackigen Overknee-Stiefeln sowie ein spätmittelalterlicher Landsknecht in Brustharnisch betreten die Bühne. Sie sind mit kurzen Messern bewaffnet. Die setzen sie bei der Mumie ...
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