1. Das erste Mal


    Datum: 27.08.2024, Kategorien: Erstes Mal

    ... dem Sommer verflüssigte.
    
    Es war fast zwölf, als ich die Straße überquerte.
    
    Zeit für meinen Termin.
    
    Ich war aufgeregt.
    
    Dabei war alles geplant.
    
    Vier Sachen gehörten für mich zum Erwachsensein:
    
    Abi, darüber musste man nicht reden.
    
    Das Kaff zu verlassen.
    
    Meine verdammte Jungfräulichkeit zu verlieren.
    
    Und ein Tattoo.
    
    Seit der Laden vor fünf Jahren aufgemacht hatte, waren wir alle davon fasziniert. Tätowierungen waren total verboten, aber auch total cool. Aber auch vollkommen unerreichbar. Meine Eltern hätten mir nie die Erlaubnis dafür gegeben. Aber jetzt war ich 18.
    
    Scheiß drauf.
    
    Nadelstiche hieß der Laden. Gehörte einem Pärchen. Wie der sich hier halten konnte, war mir ein Rätsel. Hier auf dem Dorf gab es nicht so viel Bedarf nach einem Tattoo. Aber aus dem ganzen Kreis kamen die Leute hierher, und das machte was aus. Und es half bestimmt, dass Ralf geerbt hatte.
    
    Dabei waren die Tattoos noch nicht mal richtig gut. Ihre Fotos im Schaufenster sahen total anders aus als die Qualität der Tätowierungen, die man im Internet finden konnte. Aber genau das wollte ich. Ein schlechtes Tattoo. Ich würde in Köln niemandem meine Herkunft aus der Eifel verheimlichen können. Aber zumindest sollten die mich für cool halten. Und ich würde eine Story erzählen von meinem beschissenen Tattoo, um zu zeigen, aus welchem Dreckskaff ich geflohen war. Bereit für die große Welt. Ich würde dazu stehen. Zu meiner traurigen Herkunft. Vielleicht war das nicht alles ganz ...
    ... logisch, aber für mich machte es Sinn.
    
    Der Laden war klein, dunkel, an der Wand hingen coole Fotos, nicht nur von Tattoos. Alles irgendwie gothic. Viel Schwarz und Rot und Violett. Viele Totenköpfe und Magier und Hexen und Wölfe, ein paar Zombies.
    
    An der Theke saß Tanja und glotzte auf ihr Handy. Die Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, ihr ganzer Körper glänzte. Sie hatte zwei Flügel über ihre Brust tätowiert. Die gingen bis zu den Schultern. Bunt. Ziemlich geil.
    
    Aber dafür war ich nicht mutig genug. Die Tätowierung schien über ihrer verschwitzten Haut zu leuchten. Sie trug ein weites Top. Auch ohne BH drunter. Als sie sich vorbeugte, um in ihrem Kalender meinen Termin zu suchen, konnte ich tief in ihren Ausschnitt sehen.
    
    Sie ließ sich Zeit.
    
    Ein Schweißtropfen rann von ihrer Stirn, verschwand an ihrem Kinn, kam an ihrem Hals wieder zum Vorschein. Über der bunten Tätowierung verlor ich ihn aus den Augen. Aber dann sah ich, wie er zwischen ihren Brüsten verschwand.
    
    Verdammt, so wollte ich auch schwitzen! Wie das wohl wäre? Davids Zunge, die meinem Schweiß hinterherjagte. Mich am Hals kitzelte, dass meine Nackenhaare sich aufstellten. Sein Atem auf meiner Haut. Feucht und heiß.
    
    Machte bei der Schwüle jetzt auch nichts. Ich würde seinen Kopf zwischen meine Brüste drücken, und er würde dazwischen verschwinden!
    
    Ich hatte immer noch meine Cola in der Hand. Ralf hatte mir geraten, eine dabei zu haben, falls mein Blutzucker absacken würde. Ich hatte keine ...
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