Weeslower Chroniken VIII - 2007 - Inês - Kapitel 4 – Die Einladung
Datum: 17.12.2024,
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Schamsituation
... eigendynamisch entwickelte sich der Weeslower Zweig der H:S zu einer sehr FKK-geprägten Einrichtung, nicht mehr nur auf den Sport begrenzt, sondern auch auf den Unterrichts- und Wohnbereich bezogen. An dieser Stelle erzählte Sylvia, dass bei ihrem letzten Besuch vor einer Woche, als es so heiß war, eine ganze Seminargruppe nackt oder fast nackt auf der Wiese vor dem Hauptgebäude gesessen und gelernt hätte, und dass sie einige Studenten nackt bzw. oben ohne in der Cafeteria angetroffen habe. Jasmin ergänzte, dass die H:S mit dieser außergewöhnlichen Freizügigkeit unter Studierenden und Lehrkräften auch Auswirkungen auf die Stadt Weeslow habe, und umgekehrt. Man profitiere gegenseitig vom lockeren, modernen, toleranten Image. Und Michael wusste zu berichten, dass dank der vielen FKK-freudigen Studenten der H:S der Weeslower See immer gut von jungen Menschen besucht sei und auch der Verein sich keine Gedanken um den Nachwuchs machen müsse.
Ausgerechnet Stefan, der Banker, der bis dahin kaum etwas gesagt hatte, was nichts mit seinem Essen zu tun hatte, sprach nun: „Wir ja auch nicht, wie man sieht.“ Und da sie gerade an ihm vorbeilief und leere Schüsseln abzutragen half, meinte er: „Inês, Du bist ja auch sozusagen FKK-Nachwuchs, nicht wahr?“
Sie nickte brav. „Ja. Kann man so sagen.“ Sie stellte die Schüsseln auf einem Beistelltisch ab und erzählte kurz von ihren FKK-Anfängen, die nicht allzu lange zurück lagen. Jeder am Tisch, der sie nicht kannte, aber auch Niklas, der ...
... sie ja im FKK-Bad von Anfang an so ganz anders, so vollkommen selbstsicher in ihrer Nacktheit erlebt hatte, mochte das gar nicht recht glauben. Und der Anblick, den sie hier bot, der weit offen stehende Kimono, die vollständig entblößten Brüste, die gleichmäßige wunderbare Sonnenbräune, der transparente winzige Slip, standen ja dazu auf anschauliche Weise in scheinbarem Widerspruch. Sie spürte das, erzählte von ihrer behütenden, aber auch prüden Erziehung in Portugal, wo Nacktbaden, zumindest in ihrer östlichen Bergwelt vollkommen unbekannt wäre, und dass sie nur durch den, wie sie selbst sagte, glücklichen Zufall, Nadine kennen gelernt zu haben, dazu gekommen sei. Und sie schloss damit, dass sie sich selbst wundere, wie sehr sie dieses Gefühl liebe und wie unbekümmert sie mittlerweile schon damit umgehen könne, nach nicht einmal vier Wochen. Sie wies mit einer fließenden Geste ihrer Hände an sich herab. „So etwas zu tragen, in aller Öffentlichkeit, hätte ich mich früher nie im Leben getraut. Und dabei habt Ihr mir heute alle bestätigt, wie schön Ihr das findet, wie schön ich darin aussehe. Und ich mag es auch. Ich habe eine ganz neue und wunderschöne Welt für mich entdeckt, und das verdanke ich Dir, Nadine!“ sagte sie dabei, „Und Dir, York, und auch Euch beiden!“ mit Blick auf Sara und Ivy. „Und Dir.“ schloss sie sanft, zu Niklas gewand, der immerhin still zurück lächelte.
Auf dieses emotionale, vielleicht ein wenig zu pathetische, aber absolut aufrichtige Bekenntnis hin ...