Nordlichter - Teil 02
Datum: 07.03.2025,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... einem Robinson-Helikopter sass. Es waren vorteilhafte Bilder. Sie lächelte süss durch die Cockpit-Scheibe und im zweiten sah man viel von ihren langen Beinen, die in ihrer kurzen Hose zum Vorschein kamen. Es war ein unschuldiges Foto, mehrheitlich.
„Robinson, oder?", suchte ich mit ihr wieder das Gespräch.
„Nein, ich heisse Mitchell, du Schwachkopf", neckte mich Olivia.
„Ich meine den Heli", sagte ich.
„Gar nicht mal so schlecht für so einen langweiligen (Air)Busfahrer wie dich", sagte sie. „Ja, eine R22. War ein Schnupperflug", fügte Olivia mit unterdrückter Begeisterung hinzu. Ich sah seitlich, dass Magda wohl etwas sauer zu uns blickte.
„Ich stelle mir das schwierig vor", sagte ich. Helikopter sind nichts für mich.
„Wenn du ein gutes Fingerspitzengefühl hast, wird es schon. Du musst auch Multi-Task-fähig sein. Das fällt euch Typen ja bekanntlich etwas schwer", neckte sie mich.
„Wer sagt, dass ich kein Fingerspitzengefühl habe?", fragte ich sie.
„Ist nur so ein Verdacht", sagte sie und blickte dann in meine Augen. „Du hast mir vorhin auch Zeugs unterstellt und anschliessend deine Meinung hoffentlich revidiert", sprach sie irgendwie zweideutig.
„Astronomie finde ich übrigens auch cool", wechselte ich das Thema. Ich sah, das Magda wieder inhaltlichen Anschluss suchte, sie aber das von mir gewählte Thema abschreckte. „Ich hatte als junger Bub ein Teleskop", erzählte ich.
„Linsen- oder Spiegelteleskop?", wollte Olivia gleich ...
... wissen.
„Linsenteleskop ...", begann ich meinen Satz und wurde gleich von ihr unterbrochen.
„Ich finde Deep Sky Objekte viel spannender", entgegnete sie mir und liess mich dadurch wissen, dass sie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ein Spiegelteleskop hatte.
„Ich fand es irgendwie romantisch, zuerst einmal unsere stellare Nachbarschaft kennenzulernen", erklärte ich mich.
„Boring", sagte Olivia amüsiert, aber dennoch provozierend.
„Du scheinst dich ja wohl bei allem eher auf technische Aspekte zu konzentrieren", entglitt mir der Satz.
„Und schon wieder eine unreflektierte Unterstellung", sprach sie mit einer leichten Überheblichkeit.
„Na ja, aber du fragst mich immer über technische Gesichtspunkte aus und du willst Helikopter fliegen", sprach ich und wollte mich rechtfertigen.
„Aha. Also passe ich nicht ganz in dein patriarchalisches Weltbild", sagte sie.
„Patriarchalisches Weltbild? Wo hast du das jetzt aufgeschnappt? Du bist du, egal ob du ein Mann oder eine Frau bist. Das hat doch damit nichts zu tun", sagte ich etwas sauer.
„Kann eine Frau, die Helikopter fliegen will und sich für Astronomie und Teleskope interessiert, deiner Meinung nach keine musische Seite haben?", wollte sie von mir wissen.
„Doch klar ...", setzte ich an.
„Warum dann der vorherige Satz? Ich kam garnicht dazu zu erzählen, dass ich mit meinem Vater gerne an kalten Winternächten bei Punch draussen verbracht habe, nur um die Milchstrasse in ihrer vollen Pracht zu sehen. Es ist magisch und man ...