Nordlichter - Teil 02
Datum: 07.03.2025,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... müsse. Es nervte mich, aber ich wollte mich nicht kleinlich präsentieren. „Kein Problem. Zeig, was du kannst. Kommst du denn mit so viel Verantwortung überhaupt klar?", scherzte ich.
Sie suchte ihr Handy in ihrer grossen Tasche und studierte wohl eine ihrer Playlisten. Sie entkoppelte mein Handy und baute eine Verbindung mit ihrem Gerät auf.
„So, mal schauen, ob du das Lied kennst?", fragte sie mich herausfordernd. Und ein wirklich cooler Song polterte aus den Boxen des VW-Golfs. Ich mochte den Tune.
„Ist ganz neu, oder?", fragte ich. Sie begann zu strahlen.
„Ja, Vance Joy mit Riptide", sagte sie. „Das läuft momentan bei mir rauf und runter", ergänzte sie.
„Wirklich cool", sagte ich und stellte mir die Frage, ob der Blick auf ihr Handy eine gute Idee war und ihr dabei nicht übel wurde. Die Antwort kam schneller als erwartet.
„Boa, ist mir gerade schlecht. Kannst du bitte rechts ranfahren?", fragte mich Olivia. Sie wirkte wirklich blass. Ich hoffte, dass das nicht wegen ihrer Song-Auswahl am Handy passiert ist. Wäre natürlich doof, wenn sie sich im Mietwagen übergeben muss.
„Klar", sagte ich und setze den Blinker und wollte das Auto schnell am Strassenrand zu einem Stopp bringen.
„Kannst du die kleine Seitenstrasse nehmen? Ich will nicht, dass man mich so öffentlich kotzen sieht. Bitte mach schnell!", bat sie eindringlich und mit zitternder Stimme.
Ich bog in die Seitenstrasse ein, die uns zu einer Art Waldrand führte. Der Weg war sehr uneben und ...
... ich versuchte vorsichtig zu bremsen.
„Na? Privat genug, für unser Fräulein?", neckte ich.
„Das wäre alles nicht passiert, wenn du nicht so einen scheiss Musikgeschmack hättest", foppte sie mich, als sie sich abschnallte, im Eiltempo die Beifahrertür aufriss und rasant ausstieg. Ich musste über ihre Art lachen. Sie atmete mit tiefen Lungenzügen ein.
Auch ich stieg aus und lief zu ihr rüber, um mir ein Bild von ihrem Zustand zu machen. Ich glaubte, dass wir einen Umweg gefahren sind und die Pause uns zusätzlich Zeit kosten würde.
„Na, wie geht es dir?", fragte ich einfühlsam und sah, wie sie sich mit beiden Armen am Autodach abstützte und noch immer tief einatmete.
„Kommt. Ich glaube, es kommt langsam. Wird schon werden", sagte sie kurzatmig und etwas zerstreut wirkend. Ich klopfte ihr auf den Rücken und verzichtete darauf, „braves Mädchen" zu sagen.
„Ausgezeichnet! Übrigens, das Lied, das jetzt gerade im Auto läuft, ist auch nicht schlecht", liess ich sie wissen.
Sie liess das Auto los und machte einen Schritt in meine Richtung. Sie wirkte trotz ihrer vorherigen Aussage schwach und schien zusammenzusacken. Schnell stützte ich sie ab und fing ihren hübschen Körper mit ihrem vollen Gewicht auf. Ich spürte, wie sie sich mit den Beinen vom Boden stemmte und ihr Körper wieder Spannung aufbaute. Sie blickte von unten direkt in meine Augen und fixierte sie. Olivia schien sich wieder zu fangen und überraschte mich, indem sie plötzlich nach meinem Kopf griff und mich ...