1. Nordlichter - Teil 02


    Datum: 07.03.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Heli-Fliegen ist meine Priorität. Autofahren kommt danach", sagte sie.
    
    „Okay", sagte ich etwas fasziniert von ihren Prioritäten. Nur Fliegen ist schöner, dachte ich. Sie schaute sehr dezent, wann ich den Blinker setzte oder die Schaltung betätigte. Es hatte was von Heimlichtuerei. Das Auto fuhr sich wirklich gut.
    
    „Und dieser Song?", wollte sie gleich den nächsten Titel wissen.
    
    „Inevitable von Shakira, aus dem Unplugged Album", sprach ich und konzentrierte mich auf den Verkehr und musste eine verhältnismässig scharfe Kurve sportlich fahren. „Geht es dir gut?", wollte ich wissen, weil ihr ja offenbar schnell übel wurde.
    
    „Alles okay so weit. Du fährst besser als du fliegst", foppte sie mich.
    
    „Was meinst du zu dem Song?", wollte ich von ihr wissen. Irgendwie war mir die Meinung wichtig, weil sie sich auch als Musik-Nerd bezeichnete.
    
    „Geht in die richtige Richtung", sagte sie. „Warum hören wir uns den Song an?", wollte sie wissen.
    
    „Na ja, wenn ich in einem spanischsprachigen Land wie hier bin, möchte ich mich inspirieren lassen und mir auch mal spanische Musik anhören", entgegnete ich dem kratzbürstigen Teenager.
    
    „Shakira ist aber Kolumbianerin", ergänzte sie furztrocken.
    
    „Ich glaube, du hast so eine Idee davon, was ich im Grunde genommen meine, oder?", stellte ich ihre die Grundsatzfrage. Sie ging nicht darauf ein und blickte grinsend aus dem Fenster. Mir fiel auf, dass Olivia über die gesamte Zeit hinweg nicht am Handy war.
    
    „Wow, wo ist denn dein ...
    ... Handy? Sind die Batterien leer?", scherzte ich.
    
    „Haha, sehr witzig. Mir wird schlecht, wenn ich während der Fahrt aufs Handy schaue", sagte sie.
    
    „Ergibt Sinn", entgegnete ich.
    
    „Du ziehst gerne schnell voreilige Schlüsse, was?", fragte sie und pendelte mit ihrer Stimme zwischen vorwurfsvoll und kameradschaftlich.
    
    „Na ja ... dein Spruch mit dem Rührei und das mit Magda heute beim Frühstück positionieren dich auch nicht gerade als Buddy", sagte ich irgendwie neutral.
    
    „Du willst mich als deinen Buddy?", konterte Olivia grinsend.
    
    „Man hört auch immer nur das, was man hören will", sagte ich. Wir hatten den Hauptort verlassen und waren auf einer hügligen Landstrasse unterwegs. Ich genoss die ruhigen Strassenverhältnisse im Vergleich zu Dubai.
    
    „Was? Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein?", sprach sie irgendwie gespielt emotional und erstaunt zugleich.
    
    „Was denn?", wollte ich von ihr wissen. Ich wusste nicht, wovon sie spricht.
    
    „The Troggs mit A Girl Like You? Ich wusste doch gleich, dass du so ein hoffnungsloser Romantiker bist. Oder hast du das Lied so ganz ‚rein zufällig' für einen Buddy wie mich reingeschmuggelt?", sagte sie nun etwas verspielt gepaart mit Leichtigkeit.
    
    „Nein! Aber schön, dass es dir gefällt", sagte ich.
    
    „Es ist voll kitschig", konterte sie.
    
    „So wie Romantik?", fragte ich.
    
    „Ja, genau", sagte sie lachend. „Ich möchte die nächsten Lieder bestimmen", wollte sie jetzt mitmischen und tat so, als ob sie einen Riegel vorschieben ...
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