1. Nordlichter - Teil 02


    Datum: 07.03.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... überrascht und fragte mich, was der Begriff Heimat für mich bedeutet. 207 Seelen und knapp über 21 Tonnen Fracht darf ich heute nach Dubai pilotieren. Nachdem wir die Türen geschlossen hatten, betrat auf einmal die Freundin des Flugbegleiters das Cockpit. Offenbar überliess ihr Megan den für sie „reservierten" Klappstuhl im Cockpit. Devon schien überrascht, machte aber gute Miene zum bösen Spiel.
    
    Wir waren bereit, die Triebwerke anzulassen und uns auf den Heimweg zu machen. Auf dem Taxiway, was dem Rollweg entspricht, wollte ich sicherheitshalber noch mal von Olivia wissen, ob sie den Flugmodus ihres Smartphones aktiviert hat. Devon musste schmunzeln. Sie streckte mir ihr iPhone entgegen, als ob ich es ihr noch einmal entreissen würde.
    
    „Ist schon gut, ich vertraue dir", sagte ich bestimmt und blickte wahrscheinlich ein letztes Mal vor dem Start in ihr hübsches, frisches Gesicht. Sie lächelte mich an. „Und übrigens, sieht voll unbequem aus, so fest angeschnallt, wie du da sitzt", sagte ich grinsend. Ich konnte förmlich spüren, wie sie in sich hineingrinsen musste, da ich mich plötzlich nahbar und einfühlsam präsentierte. So ist das nun mal, wenn man im Cockpit oder anderswo keinen Ärger verursacht. Ich hörte, wie sich ihre Gurte mit einem Klickgeräusch lösten und zwei weiterer Klicks das Einrasten ihres Gurtes um ihre Hüftpartie bestätigte.
    
    Wir schwenkten auf die Piste und ich drückte den Schalter für die Sitzgurte von der An- in die Ausposition und zurück, was einen ...
    ... zweifachen „Bing-Ton" in der Kabine auslöst. Unser Zeichen an die Kabinenbesatzung, dass es losgehen kann. Der Airbus beschleunigte und hob pünktlich ab. Der Flug verlief ohne grosse Vorkommnisse. Olivia und die Freundin des Flugbegleiters verliessen nach einer Dreiviertelstunde das Cockpit und Devon und ich hatten etwas Zeit zu zweit.
    
    „Und, hattest du einen schönen Abend?", fing die Frage relativ harmlos an.
    
    „Ja, du hast eine wirklich clevere Tochter", entgegnete ich.
    
    „Danke, sie kommt ganz nach meiner Frau", sagte er wie ein alter Charmeur.
    
    „Ja, das Technokonzert war für mich etwas anstrengend, aber die Gespräche mit Olivia mauserten sich zu meinen persönlichen Höhepunkten. Du kannst glücklich sein", sagte ich. Obwohl meine Kernbotschaft der Wahrheit entspricht, fühlte ich mich wirklich unbehaglich, ihm etwas vorgaukeln zu müssen.
    
    „Komisch, mir hat sie gesagt, ihr seid nur im Hotelzimmer geblieben", sprach Devon kurz und trocken.
    
    „Wie bitte!?", fragte ich ganz erstaunt. Ich konnte es nicht fassen. Das hätte Olivia mir doch sagen müssen.
    
    „Ganz locker, ich wollte nur testen, ob Olivia mit der Party die Wahrheit gesagt hat", sprach Devon zu meiner Erleichterung. Ich hoffe, dass er nicht mitbekommen hat, dass ich innerhalb von einer Sekunde um gefühlt zwei Jahre gealtert bin.
    
    „Mein persönlicher Höhepunkt mit Olivia war der Drink in der Hotelbar, bevor sie wieder zu euch kam. Ich war beeindruckt, wie weit sie schon für ihr Alter ist. Ich war mit achtzehn ...
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