1. Nordlichter - Teil 02


    Datum: 07.03.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... freute mich, dass sie eine tolle Zeit hatten. Seine Freundin war hübsch und sehr extrovertiert, er hingegen war eher ruhig, zuvorkommend und nicht ein Mann vieler Worte. Genau das musste sie an ihm mögen. Ich hoffte, dass er lernt, ihr zu vertrauen. Es war wieder an der Zeit aufzubrechen und den Bus zu besteigen.
    
    Auf der anderen Seite des Ganges setzte sich Olivia zusammen mit ihrer Mutter hin. Devon sass am Fenster neben mir.
    
    „Martin. Meinst du, ich kann euch direkt aufs Flugzeug begleiten und bei den Vorbereitungen dabei sein?", wollte Olivia von mir wissen. Ich habe diese Frage fast schon erwartet.
    
    „Ich dachte, unsere Art zu Fliegen ist für dich ‚total boring' -- wie Busfahren. Oder habe ich dich falsch verstanden?", wollte ich meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen. Devon lachte.
    
    „Na ja, es kann ja nicht schaden, wenn ich mir was von euren Arbeitsabläufen im Cockpit abschaue", entgegnete sie grinsend.
    
    „Schon klar. Aber nur deiner Lizenz zuliebe. Ich frage mal, ob wir dich mitnehmen können", antwortete ich.
    
    „Martin. Ich mag das nicht so gern, wenn wir da so etwas machen", sagte Devon relativ ernst.
    
    „Komm schon, Dad", sagte Olivia fast flehend.
    
    „Nur wenn es für Devon stimmt", sprach ich. Mein Kommandant hatte noch immer ein Pokerface und überlegte.
    
    „Na gut, probieren wir es", sprach er. Er wirkte mehr zweifelnd als überzeugt. Aber einen Versuch war es wert.
    
    Wir verabschiedeten uns vom Crew-Anhang und mogelten Olivia in unsere Karawane mit ...
    ... dunklen Mützen für die Herren und roten Käppchen für die Damen. Mit britischem Charme überspielte Devon seine eigene Unsicherheit und traf auf einen sehr sympathischen Herren, der ein Auge zudrückte. Olivia konnte mit uns mit. Wir wurden mit einem Bus zum Standplatz gefahren und bestiegen den Flieger. Als fliegender Pilot fütterte ich den Navigationscomputer mit den Flugdaten und erklärte die wichtigsten Eingaben meinem süssen Anhang. Ich genoss die Zeit mit ihr und konzentrierte mich dennoch sehr auf meinen Input. Dennoch freute ich mich, gelegentlich eine Frage zu beantworten und dabei ihr hübsches Gesicht zu sehen.
    
    Als Devon nach dem sogenannten Outside Check wieder auf seinem Sitz platzgenommen hatte, fiel mir auf, dass ich heute Olivias Smartphone noch nicht ein einziges Mal gesehen habe. Noch herrschte reges Treiben im Flieger. In den Boardküchen dominiert durch die Beladung des Caterings meist akute Platznot und den Lärm zugeschlagener Trolley-Türen und Boxen höre ich sogar durch die offene Cockpittür. Mein Fenster war noch geöffnet und ich spürte ein letztes Mal den Wind der Kanaren auf meiner rechten Körperhälfte.
    
    Die Crew war bereit für das Boarding und das Flugzeug füllte sich langsam. Ich sah zahlreiche Männer mit ihren langen weissen Kandoora-Gewändern in der Schlange stehen, um über die Treppen ins Flugzeug zu gelangen. Bei dem Anblick stellte sich bei mir überraschend ein Gefühl von Heimat, oder zumindest der Vertrautheit ein. Ich war über mich selbst ...
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