1. Die Erbschaft


    Datum: 24.04.2025, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ... hast nie darüber gesprochen. Ist das der Grund, weshalb du von zu Hause ausgerissen bist?"
    
    „Dass ich nie darüber gesprochen habe und das eigentlich auch nicht will, hat seine Gründe. Außer zwei Freundinnen von mir weiß niemand, was damals passiert ist."
    
    Wilhelm merkte trotz ihrer Zurückhaltung, dass Sandra vielleicht endlich doch einmal darüber reden wollte. Vielleicht wollte sie an diesem Abend wirklich tabula rasa machen. Wann, wenn nicht jetzt?
    
    „Du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst, wenn du darüber reden willst. Ich kenne dich jetzt schon so gut. Vielleicht hilft es dir, wenn du endlich alles aus dir raus lässt."
    
    „Ich weiß nicht. Das ist so schrecklich gewesen und es ist doch jetzt schon so lange her."
    
    „Aber darüber hinweg bist du noch lange nicht. Hast du mal irgendwelche Hilfe in Anspruch genommen?"
    
    Sandra schüttelte nur den Kopf.
    
    „Dazu war ich nie in der Lage. Irgendwie habe ich trotzdem mein Leben in den Griff bekommen. Bei dieser ganzen Scheiße kommt jetzt nur wieder alles hoch. Vielleicht ist das wirklich alles etwas zu viel für mich gewesen. Du warst die ganze Zeit so lieb und nett zu mir, hast dich um mich gekümmert und alles gemacht, um diesen Mist und diese Verbrechen aufzuklären. Du glaubst gar nicht, wie dankbar ich dir dafür bin."
    
    „Ist schon gut. Ich habe es gerne für dich gemacht. Du bist mir dabei sehr ans Herz gewachsen. Deshalb glaube ich auch, dass du mir deine Geschichte erzählen kannst. Du weißt, dass das alles ...
    ... unter uns bleibt."
    
    „Das weiß ich. Aber wenn ich dir das alles erzähle, kommt noch einmal alles hoch. Ob ich das heute noch überstehe, weiß ich nicht."
    
    „Versuch es einfach. Wenn es nicht geht, kannst du immer noch aufhören."
    
    Sandra wusste nicht, was sie machen soll. Wilhelm hatte ihr so geholfen und sie hatte ihn wirklich gerne. Außerdem wusste sie, dass er ein ausgesprochen guter Zuhörer ist. Vielleicht sollte sie das doch endlich mal alles aus sich rauslassen, damit sie ihren Frieden findet.
    
    „Versprichst du mir wirklich, dass du nie mit jemandem darüber redest?"
    
    „Ja, natürlich. Das ist doch selbstverständlich."
    
    „Also gut. Dann muss es wohl sein. Vielleicht komme ich dann wirklich zur Ruhe. Kannst du vorher noch eine neue Flasche aus dem Kühlschrank holen? Ich brauche vorher noch was zu trinken. Vielleicht sogar etwas Stärkeres. In der Küche steht noch eine fast volle Flasche Whisky."
    
    Während Wilhelm aus der Küche die Getränke holte, hat es sich Sandra auf der Couch bequem gemacht. Sie hat die Füße hochgenommen, sich in ein Kissen gekuschelt und eine leichte Decke über die Beine gelegt. Nachdem sie einen kräftigen Schluck von dem Whisky genommen hat, schloss sie kurz die Augen, ehe sie leise zu sprechen anfing. Mit angehaltenem Atem lauschte ihr Wilhelm. Nicht ein einziges Mal unterbrach er sie.
    
    „Ich war damals in der achten Klasse des Gymnasiums, als es passiert ist" fing Sandra stockend an zu erzählen. „Ich habe mir nichts, aber auch gar nichts dabei ...
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