Die Erbschaft
Datum: 24.04.2025,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
... Gedanken machte. Ich wusste aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welche Gedanken durch ihren Kopf gingen. Ich wusste nicht, dass sie mich schon längst durchschaut hatte und nicht wollte, dass ich noch länger auf der Straße lebe. Sie wollte mich nicht mehr gehen lassen.
‚Hast du Hunger, Sandra?' wollte sie von mir wissen. Natürlich hatte ich Hunger. Ich wusste schon lange nicht mehr, wie es ist, keinen Hunger zu haben. Aber ich nickte nur.
‚Komm, dann gehen wir eine Kleinigkeit essen.'
In einem Schnellrestaurant in der Einkaufsmeile fiel ich mit meinem abgerissenen Äußeren nicht allzu sehr auf. Sicher hat Lotte gemerkt, mit welchem großen Appetit ich aß. Ich hatte ja wirklich lange nichts bekommen. Ich wusste, wie ich zu der Zeit ausgesehen habe. Für mein Alter war ich recht groß. Oft hat man mir gesagt, was für schöne dunkle Augen und was für ein interessantes Gesicht ich habe. Ich wusste aber auch, dass ich dreckig war, dass meine langen Haare wieder einmal gewaschen werden mussten. Jetzt hingen sie in langen Zotteln von meinem Kopf. Ich fühlte mich selber beschissen.
Lotte telefonierte pausenlos. Ich habe mit Heißhunger meinen zweiten Big Mac gegessen. Plötzlich sagte sie:
‚Ich bringe dich zu einer Freundin, Sandra. Dort kannst du dich waschen und etwas frisch machen.'
‚Das geht nicht, Lotte. Ich kann nicht einfach mit dir mitgehen.'
‚Quatsch. Natürlich kannst du. Auf dich wartet doch sicher niemand. Ich hab dich doch nicht erst heute gesehen, wie ...
... ziellos du durch die Straßen läufst. Na los, komm.'
Ich merkte, wie ich im Bus ziemlich kritisch gemustert wurde und Lotte schien auch zu merken, dass manche von uns abrückten. Doch Lotte störte das nicht. Von Caroline, Lottes Freundin, wurde ich ausgesprochen herzlich begrüßt. Lotte hatte ihr am Telefon schon kurz den Sachverhalt geschildert. Schamhaft betrat ich die fremde Wohnung. Wann war ich das letzte Mal überhaupt in einer Wohnung gewesen?
Kommentarlos führte mich Lotte in das geräumige Bad ihrer Freundin und ließ warmes Wasser in die Wanne. Sie blieb bei mir, bis ich mich ausgezogen und mich in die Wanne gelegt habe. Ich merkte, wie entsetzt sie mich, dieses spindeldürre Mädchen angesehen hat. Ich war ja wirklich nur noch Haut und Knochen. Erst später habe ich erfahren, wie leid ich in diesem Moment Lotte getan habe.
Ich genoss dieses herrliche warme Wasser, das meinen ausgelaugten und ausgehungerten Körper umspielte. Wie lange habe ich so etwas Schönes nicht mehr erlebt. Immer wieder ließ ich warmes Wasser nachlaufen. Ich konnte mich nicht entschließen, aus der Wanne zu steigen. Schließlich habe ich Lotte lächelnd in der Tür stehen gesehen. Sie hat einige Sachen im Arm, die sie für mich auf die Schnelle aufgetrieben hat. Es waren nicht mehr als ein Höschen, ein T-Shirt und eine Jeans. Lotte und ihre Freundin hatten etwas rumtelefonieren müssen, um ein Mädchen zu finden, dass annähernd so eine schmale Figur hat wie ich.
Ich sah ihre erstaunten Blicke, als ich ...