1. Valyna 03: Wasserspiele


    Datum: 29.04.2025, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... gewöhnt, durch das magische Fenster alles sehen und hören zu können, was sich im großen Nebenraum tat, und achtete gar nicht mehr bewusst darauf. Zu sehr war sie damit beschäftigt, nachzugrübeln, was sie tun konnte, um Heinrich zurückzugewinnen.
    
    Aus den Sätzen, die an ihren Ohren vorbeiplätscherten drangen nur einzelne Worte wie „Liebling" und „Schatz" zu ihr durch und schürten ihre Wut und Entschlossenheit. Nein, eine wahre Prinzessin ließ sich ihren Prinzen nicht wegschnappen. Schon gar nicht von so einer perfiden Person!
    
    Sie schreckte hoch, als es in ihrer winzigen Kammer plötzlich stockdunkel und totenstill wurde. Panik überkam sie bei dem Gedanken, dass die Sicht in das Schafzimmer der Hexe erneut nur eine der Illusionen gewesen sein könnte, um sie zu quälen, und dass sie in Wahrheit noch immer in der Zelle in den Katakomben des Turms gefangen war. Mit zitternden Händen tastete sie umher und stieß erleichtert die Luft aus, als sie ringsum glatte hölzerne Wände fühlte und keinen rauen kalten Stein.
    
    Zumindest schien das Erlebte also Realität zu sein. Doch war es besser, hier eingesperrt zu sein, als dort unten?
    
    Ein Knarren des Bodens kündigte an, dass sich jemand näherte. Das Licht, das durch den sich öffnenden Türspalt fiel, blendete sie im ersten Augenblick. Dann erkannte sie, wer sie aufsuchte und konnte einen kurzen Angstschrei nicht unterdrücken. Der riesige Oger ragte vor ihr auf und griff mit einer dreckigen, schwieligen Hand nach ihr. Die Kammer bot ...
    ... keinen Platz um auszuweichen und kein Versteck. Er packte sie am Oberarm und zerrte sie heraus.
    
    Im Gegensatz zum vorherigen Mal zog er sie einfach hinter sich her wie ein Kind seine Stoffpuppe. Nur dass diese Puppe verzweifelt auf ihren eigenen Beinen hinter ihm her stolperte. Mit der freien Hand versuchte sie vergeblich, seinen eisernen Griff zu lösen. Nein, auf keinen Fall wollte sie wieder zurück in das schreckliche Verlies.
    
    „Lass mich sofort los, du Biest!"
    
    Der Riese stapfte ungerührt weiter, ihr Gewicht und ihren Widerstand schien er noch nicht einmal zu bemerken. Verstand er überhaupt eine vernünftige Sprache?
    
    Zu Laureanas nicht gelinder Überraschung brachte er sie keineswegs in den Kerker, sondern schleifte sie in einen mit Teppich ausgelegten Flur und stieß sie in einen dort angrenzenden Raum.
    
    „Sauber machen!", bellte er, dann knallte er lautstark die Tür zu.
    
    Überrascht stellte die junge Frau fest, dass sie sich in einem komfortabel eingerichteten Ankleidezimmer befand, in dem eine Wanne mit einladend dampfenden Wasser lockte. Seife und Duftöle standen auf einem Toilettentischchen bereit. Auch Kämme und mehrere Haarbürsten fehlten nicht. Am meisten erfreute sie allerdings das über einen Sessel ausgebreitete elegante Kleid in einem satten Gelbton.
    
    Laureana verstand nicht, was ihre Peinigerin hiermit bezweckte. Vermutlich wäre es erneut nur eine Art, sie zu verhöhnen. Die Aussicht darauf, sauber zu sein, ihre Haare richten zu können und sich anständig ...
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