1. Valyna 03: Wasserspiele


    Datum: 29.04.2025, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... zu kleiden, war aber zu verlockend, als dass sie darauf verzichten wollte, gleich was der Preis dafür wäre.
    
    *
    
    Heinrich stapfte in völliger Dunkelheit durch Wind und Wolkenbruch auf der Suche nach einer Rose. Hin und wieder zerriss ein flammender Blitz das Firmament und erhellte für Augenblicke die Umgebung, so dass der Prinz hinter den Schleier aus vom Himmel stürzendem Wasser und stockdunkler Nacht schauen konnte. Er vermeinte, sich von seinem ersten Erkunden der Ruine an eine Hecke zu erinnern, an der rote Blüten wuchsen, und stolperte halbblind in deren Richtung. Der Regen knallte wie kleine Kugeln auf seinen nackten Oberkörper. Ein Hemd oder sonstiges Kleidungsstück wäre sofort ebenso durchnässt gewesen, wie es seine Beinkleider schon nach Sekunden waren. Kaltes Wasser sammelte sich in seinen Stiefeln und gluckste bei jedem Schritt. Lautlos fluchend tastete er sich an der Mauer entlang.
    
    „Autsch!"
    
    Instinktiv steckte er die Finger, in die er sich an den Dornen gestochen hatte, in seinen Mund und saugte daran. Der metallische Geschmack von Blut legte sich auf seine Zunge. Wie sollte er nur eine der Blumen finden, ohne sich völlig die Hände zu zerstechen? Handschuhe zu tragen, wäre eine gute Idee gewesen. Ein scharfes Messer und eine Lampe mitzubringen, ebenso. Notgedrungen stand er wie der sprichwörtliche begossene Pudel im Gewitterregen und wartete auf das nächste Wetterleuchten.
    
    Dort, wo für einen kurzen Atemzug tiefrote Blütenblätter aufschienen, griff er ...
    ... zu. Die Schmerzen ignorierend, als sich die Stacheln in seine ungeschützte Haut bohrten, brach er die Rose. Dann machte er sich schimpfend auf den Rückweg.
    
    Triefend stieg er die steilen Treppen hinauf, eine nasse Spur hinterlassend, bis er die komfortablen Gemächer an der Spitze des Turms erreichte. Die Wolken in seinem Gemüt waren dunkler, als die draußen am Himmel.
    
    „Valyna!", rief er und presste sich ein anschließendes „Mein Schatz!" ab.
    
    Keine Antwort.
    
    Stattdessen nahm er hinter der geschlossenen Tür des Waschraums das Plätschern von Wasser und ein leises zufriedenes Singen wahr.
    
    „Prima, anstatt auf mich zu warten, nimmt sie ein Bad", grummelte er kaum hörbar und stiefelte auf quietschenden Sohlen in den Salon, wo er die abgebrochene Rose in ein leeres Sektglas stellte. Mit den Zähnen zog er die Dornen aus seiner verletzten Hand, während er seine erdigen Stiefel in eine Ecke kickte und grollend auf diejenige wartete, die ihm das Schlamassel eingebrockt hatte.
    
    *
    
    Laureana nahm sich ausgiebig Zeit, den Schmutz der Gefangenschaft von ihrem Körper zu schrubben. Besondere Aufmerksamkeit widmete sie ihrem langen goldenen Haar. Erst nachdem sie es mehrfach gewaschen und ausgespült hatte, begann sie, die Locken geduldig mit der Bürste zu bearbeiten, bis sie glänzend und schwingend ihr Haupt umfingen. Zuletzt legte sie das feine Kleid an.
    
    Mit dem neuen Aussehen schien auch eine innere Verwandlung einhergegangen zu sein. Sie richtete sich hoch und gerade auf. ...
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