1. Valyna 03: Wasserspiele


    Datum: 29.04.2025, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... tun, was ihr Freude bereitete. Er setzte eine Miene auf, die nichts als Glück und Erleichterung erkennen ließ.
    
    „Laureana, mein Augenstern! Endlich sehe ich dich wieder!"
    
    Er breite die Arme aus und die junge Dame warf sich ihm entgegen. Sie umarmten und küssten sich, doch Laureana gewann den Eindruck, dass etwas nicht stimmte, weil ihr Prinz sich unerwartet zurückhielt. Sie trat auf Armeslänge von ihm weg und musterte ihn.
    
    „Ach, mein Armer! Verzeih mir. Ich überfalle dich, ohne darauf zu achten, in welchem Zustand du bist. Du musst Schmerzen haben."
    
    „Nein, mein Liebes, es sind nur ein paar Kratzer, kaum der Rede wert."
    
    „Komm! Nimm deine Sachen und lass uns fliehen."
    
    Einem ersten Impuls folgend nahm er sie bei der Hand und strebte dem Ausgang zu, dann stockte er. Draußen war tiefdunkle Nacht. Das Abkommen besagte, dass er bis Sonnenaufgang bleiben musste. Vermutlich war dies erneut einer ihrer hinterhältigen Tricks. Sobald er die Ruine verließ, könnte sie ihm höhnisch erklären, dass er gescheitert war und die Gefangene nicht herausgeben. Nein, so dumm war er nicht!
    
    „Was hast du?", erkundigte sie sich.
    
    „Draußen ist es pechschwarz und es tobt ein Unwetter. Nie und nimmer würden wir unter diesen Bedingungen den unwegsamen Wald durchqueren können. Unsere Flucht wäre von Beginn an zum Scheitern verurteilt."
    
    „Was sollen wir denn sonst tun?"
    
    „Wir verbergen uns und warten bis Tagesanbruch, dann sind unsere Erfolgsaussichten größer."
    
    Heinrich war ...
    ... unglaublich stolz auf sich, dass er nicht nur ihren Versuch, ihn zu übertölpeln durchkreuzt hatte, sondern dabei noch nicht einmal aus seiner Rolle gefallen war. Im Gegenteil, wenn sie weiterhin Laureana spielen wollte, müsste sie ihn jetzt zu einem Versteck führen, anstatt ihn wieder ins Schlafgemach zu schleppen, wo er ihr zu Willen sein musste. Nun war es an ihm, ihr eine Falle stellen, damit sie sich endgültig verriet und aufgeben musste.
    
    „Aber meine Geliebte, sagt mir zuvor: Als ich euch das erste Mal fand, lagt ihr in Ketten und wart kaum sittsam bekleidet. Wie seid ihr aus dem Kerker entkommen und woher habt ihr dieses wundervolle Gewand?"
    
    „Nicht hier, wo wir jeden Moment entdeckt werden können. Dort vorne ist eine kleine Seitenkammer. Verstecken wir uns darin, dann kann ich dir alles erzählen."
    
    Sie zog ihn mit sich ins Badezimmer. Hinter verschlossener Tür erzählte sie ihrem Prinzen, was ihr widerfahren war, seit er sie im Verlies gefunden hatte und anschließend von der bösen Hexe überrascht und überwältigt worden war. Nur die Episode in der geheimen Spiegelkammer behielt sie für sich. Es wäre zu heikel, wenn er erfahren würde, dass sie entgegen allen Regeln des Anstands zugesehen hatte, wie er mit der anderen verkehrte.
    
    Obendrein fürchtete sie, dass ihre Chancen, seine Liebe zurückzugewinnen, schwinden würden, wenn er den Eindruck gewänne, dass sie aus gekränktem Stolz und Eifersucht agierte. Nein, sie musste ihn überzeugen, dass sie ihn nur seiner selbst willen ...
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