1. Der Paragrafenhengst - Der erste Ritt


    Datum: 02.05.2025, Kategorien: An– und Ausgezogen,

    ... Plädoyer durch. Ich kann meinen Blick nicht abwenden, so verwirrt bin ich. Dann klärt sich sein Blick. Er hat mich gesehen. Blickt zu Boden, während ich so geschockt bin, dass ich erst Sekunden später vom Dampf der Tasse nach unten gezogen werde. Irgendwann sehe ich wieder auf. Er auch. Fragezeichen. Ich nehme einen Schluck Kaffee und betrachte die Kollegen am Buffet. Unauffällig sehe ich wieder hin. Er blickt in die andere Richtung. Die Tasse in meiner Hand beginnt gleichmäßig zu rotieren. Turn, turn, turn. Alles turnt mich an und ist anders als erwartet. Unsicher sehe ich ihn an. Gewissheit. Sicher, fast lächelnd sieht er mich an. Test bestanden. Ich bin keine Gefahr. Erlöst lächle ich zurück.
    
    Nun bekommen seine Augen etwas Angriffslustiges. Ob ich spielen will? Während ich einen Schluck Kaffee nehme, sehe ich genauso fragend zurück. Glaubst du, dass ich will? Ich setze die Tasse ab und lecke mit der Zungenspitze die letzten Reste von meinen Lippen. Natürlich will ich. Nicht als Groupie, sondern als Mädchen in der Ecke. Selbstgefällig lehnt er sich an die Säule und schließt kurz die Augen. Fest sehe ich zurück. Bewundernd lasse ich meinen Blick von oben nach unten gleiten und verweile schließlich in seiner Mitte.
    
    Auf einmal klingelt sein Handy. Im Gewirr von Stimmen und Geschirr geht es fast unter, aber ich höre es ganz deutlich. Ein Piepen. Einer Alarmanlage gleich beendet es meinen Flirt mit unserem Rechtsreferenten. Die Luft schmeckt trocken, der Raum wirkt grau ...
    ... und zwischen uns nur Menschen. Entschuldigend sieht er in meine Richtung, steckt sein Handy weg und eilt davon.
    
    Das war es. Zeit zu gehen. Der einzige Grund, länger als nötig in dieser Suppe nur noch glimmender Hoffnungen zu verweilen, war der Mann, der weiß, dass sie vergebens sind. Ich stelle die Tasse irgendwo ab, in der Hoffnung, dass sie jemanden stört und begebe mich zu den Fahrstühlen. Warum müssen diese Teile immer ewig brauchen, bis sie da sind? Als ob ich es genieße, auf das Unheil zu warten! Die Fahrstuhltür öffnet sich. Und da steht er. Mit dem Handy in der Hand. Tonlos. Er sieht mich an und drückt den roten Hörer seines Telefons. Wortlos lässt er es in die Innentasche seines Sakkos gleiten. Ich versuche, das Eis zu brechen, und lächle, doch er tut nichts. Nachdem ich den Raum betreten habe, drücke ich den Knopf für die letzte Etage. Es kribbelt, als sich der Fahrstuhl in Bewegung setzt. Schweigend stehen wir da, ich in seinem Rücken, sein Blick grade nach vorn. Warum riecht er
    
    nur so gut? Bis jetzt war ich ihm nie nah genug, um an ihm zum schnuppern, aber jetzt bemerke ich es. Etwas orientalisch, frisch, bitter und scharf. Ein Duft, wie man ihn überall findet. Aber nur wenige Männer habe die Klasse, ihn auch tragen zu können. Unmerklich gehe ich vorwärts, bis meine Nase nur noch Centimeter von seinem Rücken entfernt ist. Was hält mich davon ab, ihn zu berühren? Was oder wer?
    
    Das Kribbeln stoppt. Er hat den Kopf zum Anhalten des Fahrstuhls gedrückt. Ein ...
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