1. Argonauta Kapitel 08-11


    Datum: 01.07.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... schraubstockartigen Griff der jungen Ornithologin zu befreien versucht hatte.
    
    „Lass mich los!", hatte sie wütend geschrien.
    
    „Das reicht jetzt!", hatte Fisher gereizt gesagt. „Ich dulde an Bord nicht solche kindischen Streitigkeiten." Sein enttäuscht auf ihr ruhender Blick hatte dazu geführt, dass sie sich augenblicklich wie ein kleines Kind, das im Supermarkt beim Klauen eines Lutschers erwischt worden war, gefühlt hatte und sie zum Innehalten veranlasst.
    
    „Es ist mir scheißegal, was zwischen euch ist. Ich erwarte von allen an Bord, dass sie miteinander fair und kollegial umgehen und zusammen arbeiten. Wenn so etwas noch einmal vorkommen sollte, schmeiß ich euch beide im nächsten Hafen von Bord. Habt ihr mich verstanden?", hatte er gepoltert.
    
    „Ja", war Julias kleinlaute Antwort gewesen. Sie wusste, dass sie Fisher soeben sehr enttäuscht hatte. Noch im selben Augenblick hatte sie sich zutiefst für ihr Verhalten geschämt.
    
    „'Tschuldigung, kommt nicht wieder vor", hatte sie genuschelt, ihre Schultern demütig gesenkt.
    
    „Das will ich schwer hoffen." Verständnislos hatte Fisher mit dem Kopf geschüttelt. „Ihr solltet froh sein, dass Kielholen heutzutage nicht mehr erlaubt ist."
    
    Während Fisher jetzt mit ihr an der Reling stand, war ihr die Szene immer noch unendlich peinlich.
    
    „Nein, kriegen wir nicht", antwortete Julia ihrem Chef.
    
    „Na dann ist es ja gut. Das Abendessen ist fertig. Kommst du mit in die Messe?"
    
    „Ist denn Florian auch dabei?", fragte Julia ...
    ... vorsichtig.
    
    „Natürlich. Ist das etwa ein Problem?"
    
    Julia wollte antworten, zögerte aber. Einen Moment zu lange.
    
    „Dasist also ein Problem", stellte Fisher lakonisch fest. „Was ist das nur zwischen euch?"
    
    „Es ... ist kompliziert", sagte Julia ausweichend.
    
    Fisher spürte, dass aus Julia nicht mehr herauszuholen war und beschloss daher, es dabei zu belassen. „Es ist mir eigentlich auch egal und geht mich nichts an. Du musst ihn nicht mögen, aber lass nicht die Arbeit an Bord darunter leiden, okay?", sagte er.
    
    Julia rang sich ein gequältes Lächeln ab. „Okay. Ich geb' mir Mühe."
    
    „Dann komm jetzt, das Essen wird sonst kalt."
    
    „Was gibt's denn?"
    
    Fisher grinste breit: „Na was wohl?Vegemite natürlich!"
    
    „Ist nicht dein Ernst?!", rief Julia entsetzt, „Schon wieder?"
    
    Der Professor lachte laut auf. „War nur Spaß."
    
    *******
    
    In der Kabine war alles seelenruhig bis auf ein leises, monotones Tuckern aus dem Maschinenraum, das die großen Motoren des Forschungsschiffs von sich gaben. DieArgo glitt ruhig über die spiegelglatte vom silbrigen Sichelmond beschienene See.
    
    Aber Julia konnte nicht schlafen. Sie fand einfach keine Ruhe, obwohl ihr Bett angenehm weich und gemütlich war. Aufgewühlt starrte sie die dunkle Zimmerdecke an und zermarterte sich den Kopf. Zu neu und überwältigend waren die Eindrücke des zurückliegenden Tages. Ihre erste Nacht an Bord war doch etwas ganz Besonderes und aufregend. Das allein war es jedoch nicht, was Julia wach hielt. Der ...
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