1. Freund oder Feind?


    Datum: 23.07.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... pfiff durch den Canyon.
    
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    Sermo stand vor dem Abgrund. Es war ein lächerliches Schauspiel, welches sie aufführte. Eine Farce. Ihre Schreie wurden vom Wind verschluckt. Sie senkte die Arme und wollte gehen. Da hörte sie es. Es war kein Echo. Jemand antwortete ihr. Es war kaum wahrzunehmen. Aber sie war sich ganz sicher. Die Modulation der Schallwellen stammte von Stefan. Eine Fourieranalyse der Kurve zeigte das eindeutig. Wieder lief es ihr heiß den Rücken herunter. Die Gleichgültigkeit war verschwunden, als hätte man einen Schalter umgelegt, ein anderes Programm gestartet. Konnte Narbengesicht etwas bemerkt haben? Nein, unmöglich. Er saß in dem Gefährt, mit geschlossener Tür. Konnte sie Stefan ein Zeichen geben? Oder eines hinterlassen? Das hätte Narbengesicht bemerkt, es war zu riskant. Sie konnte nichts tun, als zurückzukehren.
    
    Aber sie wusste nun, dass Stefan lebte. Und dass er von den hiesigen Leuten getötet werden sollte. Sie konnte sich nicht erklären, wieso, aber sie würde ihn da rausholen. Sie brauchte einen Plan.
    
    Und sie war sich nun sicher, dass sie kein Mensch war. Aber wer dann? Und wieso?
    
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    "Hast du gehört," rief Stefan aufgeregt. "Das war sie. Sie ist da. Sie wird mich retten. Ich werde nicht sterben."
    
    Sasa schaute zu Boden. "Das SEL aus dir spricht. Aber vielleicht du hast recht. Vielleicht es gibt eine Möglichkeit, du wirst nicht sterben."
    
    "Was sagst du?"
    
    "Sasa wollte nicht sagen es. Und es wird gefallen dir nicht."
    
    Er ...
    ... setzte sich. "Was ist es?"
    
    "Du musst gebären."
    
    "Wie bitte?"
    
    "Junge Sasa wachsen in Körper. Sie sind klein, wie... wie... Wurm?"
    
    "Larven? Ihr kommt als Larven auf die Welt?"
    
    "Hmm, ja. Das ist das Wort, ich glaube. Larven. Sasa-Larven brauchen SEL. Sie säubern den Körper. Bei uns. Vielleicht bei dir auch. Wenn du überlebst das."
    
    "Hat man das schon mal versucht?"
    
    "Ich weiß nicht. Nein."
    
    "Ich bin bereit," sagte Stefan kurzentschlossen. "Was muss ich tun?"
    
    "Ich werde zeigen dir. Aber ich muss bereiten mich." Mit diesen Worten schloss sie ihre Augen, sank in sich zusammen und verschmolz mit dem Boden, bis Stefan sie kaum noch erkennen konnte.
    
    Er musste überlegen. Larven in seinem Körper. Das schreckte ihn nicht. Sie würden seine Biochemie säubern, das SEL auf seinem Körper herausholen. Er würde wieder der alte sein. Er würde mit Sermo losfliegen und alles würde wie früher sein. Er musste ihr nur ein Zeichen geben. Dann würde sie kommen, und ihn holen. Aber wie? Wann? Wo? Er hatte ihre Stimme gehört, wusste aber nicht einmal, wo sie gewesen war.
    
    Er schaute nach oben in den rosaroten Himmel. Dort oben befand sich irgendwo die Kante, von der er gesprungen war. Wie hatte die alte Sasa gesagt? Es war ein Wunder, dass er lebte. Dort oben musste Sermo gestanden haben. Es war der einzige Anhaltspunkt, den sie haben konnte. Er war sich sicher, dass sie ihn gehört hatte. Deshalb würde sie wiederkommen. Er konnte ihr dort ein Zeichen hinterlassen. Aber was?
    
    Er ...
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