1. Freund oder Feind?


    Datum: 23.07.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... Brüsten, die an ihrer schlanken Figur fehl am Platz wirkten. Da erkannte sie es. Es war eines der Wesen, die auf dem Video zu sehen war. Eines derer, die für die Attentate verantwortlich waren. In der Hand hielt es ein hufeisenförmiges metallisches Ding.
    
    Sermo schaute sich um. Narbengesicht war aus aus seinem Gefährt gesprungen, seine Maschinenpistole in den Händen. Sermo lief zu ihrem Shuttle, jeden Moment die Hitze der Strahlenwaffe in ihrem Rücken erwartend. Sie tauchte unter dem tiefen Boden des Schiffes, zwischen seinen stabilen Stelzen durch. Auf der anderen Seite des Shuttles war eine Seitenrampe bis auf den Felsboden herabgelassen. Sermo tauchte von unterhalb der Rampe auf. Jetzt erst verstand sie, aber zu spät. Das Wesen war Stefans Ablenkungs-Manöver gewesen.
    
    Da stand er auf der Rampe. Nackt. Mit steifem Glied. Nur zwei Meter vor ihr. Auf der anderen Seite der Rampe stand Narbengesicht. Er hatte ihre Ablenkungen durchschaut. Die Waffe war auf sie gerichtet. Er verzog nicht die Miene.
    
    Sermo und Stefan standen da wie gelähmt. Ein sekundenlanges Schweigen herrschte. Nur der Wind murmelte zwischen den Steinen.
    
    Dann drehte sich die Mündung der Waffe und zeigte auf die Luke des Shuttles. "Los!" knurrte Narbengesicht. "Fliegen Sie! Berichten Sie allen, was hier geschieht! Auf Prätorius-5."
    
    Sermo und Stefan stürzten vorwärts. Sermo schloss alle Klappen und Luken und fuhr die Triebwerke hoch.
    
    Narbengesicht war inzwischen zu seinem Gefährt zurückgegangen ...
    ... und hatte sich auf dem Pilotensitz angeschnallt. Hinter ihm öffnete sich eine Luke. Ein Mann mit einer schwarzen Uniform, silbernen Streifen an der Brust und einer blonden Mecki-Frisur trat hervor. Er lächelte. "Er hatte tatsächlich recht. Dieser Ousterhout hat's überlebt. Teufel nochmal! Wie hat der das bloß angestellt?" Er seufzte und legte dem jüngeren Mann seine Hand auf die Schulter. "Na, egal. Nun ist es bald vorbei."
    
    "Ja, nun ist es vorbei." Narbengesicht lächelte, ein wenig.
    
    "Mich werden sie wohl ins Gefängnis stecken. Legen Sie vor Gericht ein gutes Wort für mich ein." Dann gab er ein paar Befehle in die Kommunikationseinheit ein. Der Mann mit Brille erschien auf einem Display.
    
    "Und?" wollte dieser wissen.
    
    "Krettol hatte recht," sagte Mecki. "Keine Spur von Ousterhout. Diese Frau ist einfach nur übergeschnappt. Total übergeschnappt! Sie werden es nicht glauben, wenn wir Ihnen nachher erzählen, was die hier gemacht hat. Tja, Sie werden sich wünschen, dabei gewesen zu sein." Er grinste anzüglich.
    
    Der Mann mit Brille schaute ihn tadelnd an und beendete die Verbindung.
    
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    An Bord der "Guten Hoffnung" hatte es eine Menge zu tun gegeben. Aber jetzt war alles geregelt. Sie waren drei Parsecs von Prätorius-5 entfernt. Der Kerr-Antrieb hatte seine volle Leistung erreicht, und die Sterne zogen als langgezogene schmale Lichtstreifen an ihnen vorbei, vor ihnen bläulich schimmernd, hinter ihnen rötlicher werdend und dann ganz verblassend. Die interstellare ...