1. Wo ist Paul (2)


    Datum: 02.08.2019, Kategorien: CMNF

    ... hatten und ich wieder angezogen war, Paul endlich zurück hatte.“
    
    „Ja, es war wirklich schön zu sehen, wie Sie drei sich in den Armen gelegen haben. Ich hoffe, dass Sie mir irgendwann, vielleicht wenn Ihr Hintern verteilt ist, meine unorthodoxe Aktion verzeihen können.“
    
    „Kommen Sie mal näher!“, sagte sie, kam aber gleichzeitig einen Schritt auf mich zu und nahm mich in den Arm, „Danke, vielen Dank!“
    
    Ich war total perplex und als sie die Umarmung gelöst hatte fragte ich: „Wofür? Für die Demütigungen?“
    
    „Nein!“, antwortete sie, „Die waren doch nur Mittel zum Zweck! Sie dachten wahrscheinlich, Sie könnten und müssten mich irgendwie zwingen mit Paul zu spielen. Aber man muss eine Mutter nicht zwingen, sich mit ihrem Kind zu beschäftigen. Das Problem war, ich habe mich die ganze Zeit nicht als eine Mutter, sondern ehr wie eine Nanny gefühlt. Durch die damalige PDA war die ohnehin zügige Geburt, von den Schmerzen her, durchaus überschaubar. Dann war Paul schon immer ein sehr pflegeleichtes Kind. Er hat früh die Flasche genommen und auch relativ schnell durchgeschlafen. Schlaflose Fiebernächte, kenne ich nur aus Erzählungen anderer Mütter. Nie kam ich an Grenzen meiner Belastbarkeit, nie musste ich Angst oder auch nur die ...
    ... geringste Sorge um Paul haben. Nach meinem Studium bin ich sofort schwanger geworden, arbeiten musste und sollte ich erstmal nicht. Mutter sein, das war dann einfach mein erster Job. Ich empfand mich wie eine Nanny, die ab und zu mit dem Vater des Kindes schläft!“
    
    „Und jetzt?“, fragte ich.
    
    „Sie haben mich aus dieser Lethargie herausgeholt. Sie haben mir bewiesen, dass eine echte Mutter in mir steckt. Ich hatte Angst um Paul. Wahrsinnige Angst, wie sie nur eine Mutter haben kann. Und ich hätte bedingungslos alles dafür getan, damit ich ihn zurückbekomme. Hätte ich nackt durch den Park oder die Stadt laufen sollen, ich hätte es gemacht. Hätte ich noch unzählige weitere Schläge ertragen müssen, noch mehr Klammern oder gar Gewichte daran, ich hätte jeden Schmerz auf mich genommen, um Paul wieder in die Arme nehmen zu können. Natürlich hätte ich, wenn es drauf angekommen wäre, auch meine Anonymität aufgegeben. Aber das war ja gottseidank nicht nötig. Mir ist nach all dem jetzt bewusst geworden, dass ich nicht Pauls Nanny bin. Ich kann jetzt für ihn die Mutter sein, die er verdient. Meine Schmerzen werden bald ganz verschwunden sein, aber diese Bindung zu Paul, die ich seit dem spüren kann, wird für immer bleiben. Da bin ich mir ganz sicher!“ 
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