1. Der Fernfahrer 04


    Datum: 19.08.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... doch sofort gerochen.
    
    Nein, nein, mehr als noch zuvor gelangte ich zu der Überzeugung, daß meine Phantasie mir da doch einen erheblichen Streich gespielt hatte.
    
    Vier Stunden später erreichte ich mein Ziel in Rothenburg ob der Tauber, nur, um zu erfahren, daß ich mit meiner Ladung sofort weiter nach Wien zu fahren hatte. Die Ausfuhrpapiere waren bereits fertig. Nach einigem Palaver und der per Telefax erteilten Kostenübernahmeerklärung der Firmenleitung machte ich mich auf den Patt.
    
    Auf der Ausfallstraße in Richtung Autobahn ging ein Mädchen in weißen Jeans. Seine kastanienbraunen Haare wehten im Wind und schon von weitem konnte ich den knackigen Hintern bewundern, den es hüftenschwingend durch die Gegend trug.
    
    Weil es nicht an der Straße stand, sondern weiterging, war ich mir nicht ganz sicher, ob es sich um eine Tramperin handelte. Das Mädchen drehte sich aber rechtzeitig genug um und hob den Daumen, so daß ich, ohne den Verkehr zu gefährden, bremsen konnte. Die junge Frau öffnete die Beifahrertür und fragte:
    
    "Where're you going to?"
    
    Sie sagte das so breit und mit einem solchen Zungenrollen, daß es für mich keinen Zweifel gab: Das war eine Amerikanerin. Eine jener Touristinnen, die Rothenburg in dieser Jahreszeit zu Tausenden be-, um nicht zu sagen heimsuchen, durch die Gassen und Straßen wandern und von einem Begeisterungstaumel in den anderen fallen. Alles weitere spare ich mir.
    
    Schnell nahm ich das zusammen, was von der englischen Sprache noch in ...
    ... meinem Hirn haftengeblieben war und antwortete:
    
    "I'm going to Vienna, passing Nürnberg, Regensburg, Passau."
    
    "Oh, that's correctly my direction. May I come with you? I'm on the way to Vienna, too."
    
    "Yes please, come in."
    
    Eine Minute später hatte die Kleine ihr Zeug auf dem zweiten Beifahrersitz verstaut.
    
    "I'm ready," meldete sie. Auf der Autobahn plapperte sie munter drauflos und je länger sie sprach, desto weniger verstand ich, mußte sie dann sogar bitten, langsamer zu sprechen, was sie nach einigen Entschuldigungen dann auch tat.
    
    Nach und nach erzählte sie dann, daß sie aus der Gegend von Riley in Oregon stamme, die Tochter eines großen Farmers sei und zu ihrem 21. Geburtstag eine Europa-Reise geschenkt bekommen habe. Sie sei schon in England und Frankreich gewesen und habe in Deutschland Hamburg, Berlin, Köln und München besucht. In München sei sie von irgend jemand auf Rothenburg aufmerksam gemacht worden und so habe sie ihren Aufenthalt in München abgekürzt und sich kurzerhand auf den Weg gemacht, um über Rothenburg nach Wien zu fahren.
    
    Ab Nürnberg dann stand das Plappermäulchen still. Meine kleine Amerikanerin war sanft eingeschlummert und ich war gar nicht so böse darüber. Sich in einer Sprache zu unterhalten, derer man nicht mächtig ist, ist ganz schön anstrengend. Aber ich wunderte mich doch darüber, daß so viele Vokabeln hängengeblieben waren.
    
    Ich fuhr noch an Regensburg und Deggendorf vorbei und wurde dann selbst müde. Dunkel war es mittlerweile ...
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