1. Der Fernfahrer 04


    Datum: 19.08.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... auch schon geworden und deshalb hielt ich nach einem Rastplatz Ausschau. Wenig später sah ich ein Hinweisschild, dann das 500 m-Schild und als ich die Einfahrt zum Rastplatz erreicht hatte, nahm ich wie gewöhnlich den Leerlauf, schaltete auf Standlicht um und ließ meinen Brummi die letzten paar Meter rollen. Der Motor grummelte nur noch dunkel vor sich hin.
    
    Gerade in der Urlaubszeit kommt es immer wieder vor, daß müde Reisende in ihren Autos und Caravans übernachten und der bullige Lärm eines 360 PS-Turbo-Intercoolers ist schon geeignet, einen Schlafenden zu wecken. Ich selbst nächtige auf meinen Fahrten immer in meinem Wagen und habe es schon von daher nicht so gern, von rüden Kollegen wachgehalten bzw. geweckt zu werden.
    
    Ich suchte mir einen Parkstreifen aus und gerade als ich einbog, sah ich im schwachen Licht die Umrisse eines großen Busses. Ich mußte zweimal hinsehen aber dann gab es keinen Zweifel mehr: Das war das Wohnmobil vom frühen Nachmittag. So ein Zufall.
    
    Der Mann hatte seinen Bus seltsam plaziert. Statt geradeaus und in Fahrtrichtung in seinen Parkstreifen einzuparken, stand er genau verkehrt herum und so kam ich mit meiner Motorhaube an seinem Heck zum Stehen und zwar so, daß meine rechte Seite dem Bus zugewandt war.
    
    Kein anderes Fahrzeug stand auf dem Rastplatz, so daß die Musik, die durch mein geöffnetes Seitenfenster drang, nur aus dem Bus kommen konnte, in dessen Wohnabteil Licht brannte.
    
    Ich weckte meine Reisegefährtin indem ich sie leicht ...
    ... an der Schulter rüttelte.
    
    "I'd like to rest here this night. Washrooms are over there," sagte ich, wobei ich mit der Hand dorthin deutete, wo ich die Toiletten wußte, "but be quiet please, we aren't alone. There are some other people in the bus there and they needn't know, that they aren't alone."
    
    Ohne groß nachzudenken hatte ich Joan, so hieß meine kleine Amerikanerin, gebeten, leise zu sein und ihr gesagt, daß die Leute nebenan nicht zu wissen brauchten, daß da noch wer auf dem Rastplatz angekommen war.
    
    Joan kramte in ihren Sachen, brachte einen Kulturbeutel und ein Handtuch zum Vorschein und huschte dann wie ein Schemen zur Toilettenanlage hinüber. In ihrer Abwesenheit dachte ich noch einmal an meine Worte nach und kam zu der Erkenntnis, daß ich das nur gesagt hatte, weil ich hoffte, noch etwas zu sehen zu bekommen. Eine Hoffnung, die nicht trog. Doch ich will nicht vorgreifen und der Reihe nach schildern, was sich in dieser Nacht tat.
    
    Als Joan zurückkam, sagte ich ihr, daß sie es sich auf den Beifahrersitzen bequem machen könne, ich würde mich nach hinten zurückziehen. "...if you want that. But.... what about to use my bed in here.... together?" fragte ich eher direkt und brutal, bedauernd, der Feinheiten der englischen Sprache in dieser Hinsicht nicht mächtig zu sein.
    
    Daß ich den richtigen Ton nicht gefunden hatte, konnte ich in Joans Gesicht ablesen und aus ihrer Antwort hören:
    
    "Oh," kickste sie überrascht, "do you really expect that I want to pay for ...
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