Brüste an die Küste
Datum: 04.11.2018,
Kategorien:
CMNF
... sich mit Tonlage und Gesangsregister, dennoch verschüttete sich keinen Tropfen. Wir saßen um sie herum, beobachteten, schauten gespannt auf ihren wunderbar straffen Bauch, folgten ihren Übungen, stellten uns das „cum spirito sanctu“ vor und erwarteten ein verschüttetes Glas. Doch nichts passierte. Das Getränk blieb im Glas, ging auf und ab, folgte ihren schönen Bewegungen und nichts passierte – bis sie es endlich anhob und in einem Zug ausleerte. Es gab keinen Tropfen von ihrem Bauch abzulecken, nichts war in den Nabel gelaufen. Das war reiner Geist, reine Seele, protestantisch. Gibt es etwas Schöneres, als eine schöne nackte Frau auf den Bauch mit der h-moll Messe im Bauch zuzuschauen?
Die Welt ist tief und ich schlief. Dann erwachte ich aus tiefem Traum.
Es war früher Morgen. Draußen war es verdächtig dunkel. Man konnte den Wind pfeifen hören. Bleche schabten aufeinander und brachten nicht nur für empfindsame Nerven schmerzhafte Geräusche hervor. Ich machte einen Rundgang im Haus. Auch Nike und Nuria waren aufgestanden. Nuria beschrieb später einmal ihren Zustand als „verkatert aber schlagartig hellwach“. So in dieser Form ging es uns wohl allen. Es wurde so langsam klar, dass es nicht mehr nur um ein wenig Wind ging. Wir drückten uns die Nase an der Fensterscheibe platt. Ich erkannte unsere Fernsehantenne auf der Terrasse. Dann stand auch Louisa neben uns. Sie ging in Richtung Kaffeemaschine, kam nach einiger Zeit mit Bechern zurück. Eine großartige Idee. Sie ...
... machte aber das Wetter nicht besser, immerhin aber etwas erträglicher. Es wurde merklich kühler. Und so langsam wurde es auch klar, wie wenig zumindest die nächsten Stunden mit einem sorglosen Spaziergang oder vielleicht sogar entspanntem Bade in der Ostsee zu tun haben wird.
Dann begann es zu hageln. Der Übergang vom Regen zu kleinen Eiskörnern und zum Hagel vollzog sich in nur einem einzigen Augenblick eines Wimpernschlages. Die Eiskörner knallten plötzlich gewaltverherrlichend gegen die Scheiben, so dass wir uns erschrocken zurückzogen. Blicke wechselten sich. Wir waren – auch wenn wir es nicht aussprachen – verängstigt, sahen wir doch schon Sprünge in der Scheibe, Scherben und Wasser im Zimmer. Die Frage, was alles noch passieren könnte, kam auf. Das Haus war sicherlich solide gebaut und wir waren nicht zelten. Dennoch gab es immer wieder das ängstigende Geräusch kreischender Bleche, herumfliegender Gegenstände oder dem Prasseln des Hagels, das unsere unbeschwerte Stimmung mit einem Schlage vernichtete. Die schabenden Bleche waren das wohl objektiv harmloseste, aber es ängstigte gewaltig.
Um diese Zeit hätte es schon heller sein müssen. Wir tranken Kaffee und versuchten, etwas zu essen. Aber es kam keine Frühstücksstimmung auf. Wir waren müde, dennoch konnte niemand schlafen. Wir saßen herum, zogen uns Decken über und warteten ab, was passieren würde.
Bei einem Toilettengang stellte Louisa fest, dass es an der Haustür etwas hereingeregnet hatte. Ein kleiner See war ...