1. Brüste an die Küste


    Datum: 04.11.2018, Kategorien: CMNF

    ... angezogen hatte. Aber sie blieb nackt. Ihr Freund trug ihre wenigen Kleidungsstücke. Zur Altkleidersammlung, wie wir hofften.
    
    „Wir haben sie inspiriert,“ sagte Wiebke dann.
    
    „So gehört sich das auch. Wenn wir es nicht können – wer dann?“, meinte Julia.
    
    Man konnte den beiden nur recht geben.
    
    „Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie bekleidet herumläuft,“ fragten wir uns. In unserem Weltbild, so stellten wir fest, gab es für diese Haltung keine Grundlage.
    
    Wieder zuhause, nach einer Runde gut temperierten Weißweines, fragte sich Julia, ob sich die Frau inzwischen wieder angezogen hatte, oder ob wir sie geheilt hatten. Wir waren uns nicht schlüssig. Auch eine weitere Runde vom Rebensaft half wenig bei der Beantwortung dieser Frage.
    
    Immerhin hatten wir noch ein paar Tage Zeit. Irgendwann würden die Gutachter der Versicherung kommen. Ob wir uns dann zumindest für diese Zeit etwas anziehen wollten, war uns natürlich freigestellt. Aber nach diesem Sturm war die Lage bei der gesamten Versicherungsbranche so angespannt, dass mit einer frühzeitigen Begutachtung vor allem bei unserem Haus kaum zu denken war. Für das andere lag die Sache anders. Hier musste natürlich schneller gehandelt werden, da die Schäden durch das kaputte Dach immer schlimmer wurden. Nurias und Nikes Vater befürchtete nur, dass auch die Reparatur sich endlos hinziehen konnte, da sämtliche Handwerksbetriebe volle Auftragsbücher haben müssten. ...
    ... Wenn das Haus überhaupt noch zu retten war.
    
    Am nächsten Morgen machten wir selbst noch einen Rundgang. Wir entdeckten keine weiteren Schäden, waren uns aber nicht wirklich sicher. Dann erschien uns doch einiges am Dach locker.
    
    „Wir haben einen Dachschaden,“ meinte Julia dann am Telefon zu unserem Vater. Das hatte er, wie er seiner Tochter versicherte, schon immer gewusst. Nach einem kurzen, jetzt ernsthaft verlaufendem, Gespräch war klar, dass es besser sei, wenn wir das Haus verließen. Bei uns war das Haus und das Auto intakt. Bei unseren Nachbarn sah es anders aus. Wir konnten auch bei uns unseren Urlaub verbringen. Er wusste natürlich, warum wir enttäuscht waren. Hier waren wir alleine und kein Elternteil störte uns. Aber es war vernünftig.
    
    Dann planten wir alles um und machten uns auf in Richtung von Nuria und Nike. Der Grund war ganz einfach: Deren Eltern hatten sich dazu entschieden, unsere Eltern zu besuchen. Eine bessere Lösung gab es nicht. Da wir jetzt nur noch einen Wagen übrig hatten, holte Nurias und Nikes Mutter ihre beiden Töchter ab. Sie war nackt, als sie bei uns klingelte.
    
    Es hieß also Taschen packen. Noch einmal grillten wir ausgiebig, da wir nicht alles von dem hoffnungslos zu viel gekauften Fleisch mitnehmen wollten. Nike und Nuria wurden chauffiert. Wir vier anderen folgten in unseren. Julia fuhr wieder. Und so kamen wir dann doch noch zu den erwarteten vollkommen entspannten Nackttagen. 
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