1. Brüste an die Küste


    Datum: 04.11.2018, Kategorien: CMNF

    ... einem Topfschrubber, fand aber etwas noch viel Besseres: Stahlwolle. Der geneigte Leser wird sicherlich schon erahnen, was ich dann machte. Akkus haben einen recht niedrigen Innenwiderstand. Mit einem von Stahlwolle erzeugten Kurzschluss brachte ich sofort die Stahlwolle zu Glühen. Ein altes Stück Zeitung, eine Kerze, wir hatten Licht. So konnten wir auch die beiden drüben gefundenen alten Petroleumlampen zum Leuchten bringen.
    
    „Toll!“, meinte Julia. „Ich habe eine Schwester, die mit einem Taschenrechner eine Kerze anzünden kann. So kommen wir auf jeden Fall durch die Nacht.“
    
    „Hätte selbst der Ötzi wohlbesonnen nicht besser hinbekommen,“ fügte Louisa hinzu, was ich mit einem „Sehr gebauchpinselt!“ kommentierte.
    
    Wir hatten das Problem tatsächlich gelöst, Feuer zu machen! Mit Stahlwolle, Nickelcadmiumakkus und nackten Brüsten waren wir die perfekten Steinzeitmädchen. Hübscher kann man nicht sein. In unserer Lage kann man nur eines sagen: Wir waren mit unseren nackten Hintern eingeheimnistet in unserer immer präsenter werdenden Nacktheit tatsächlich die perfekten Höhlenmädchen. Definitiv! Jetzt fühlte ich mich erst richtig nackt.
    
    „Und so soll man nie etwas wegwerfen!“, erklärte ich. „Alles kann noch nützlich sein.“
    
    Tatsache, das war nützlich: Wir konnten wieder unsere Brüste bewundern. Aber dafür gab es zu wenig Zeit. Wir mussten unbedingt unsere Gefäße mit Wasser füllen. Eimer, Töpfe, Gläser – alles wurde mit Wasser gefüllt. Aber die Befürchtung trat schnell ...
    ... ein; bald war auch das Wasser nicht mehr da. Ein Rinnsal, ein paar letzte Tropfen. Dann war Ruhe. Man mag einwenden, dass genügend davon vom Himmel fiel, aber keine wollte sich dem Risiko aussetzen, bei Hagel das Haus zu verlassen.
    
    Wenn nicht der Wind stärker geworden wäre. Wir waren nackt, wir waren hübsch, wir waren verängstigt. Die ersten beiden Sachen waren klar, die dritte nicht schwer, uns einzugestehen. Inzwischen wussten wir, was in dieser Situation passieren konnte. Das beschädigte Dach des Nachbarhauses war allzu gegenwärtig und bestimmte unsere Gedanken. Wir waren auf einer schwankenden Insel. Kein Fernsehen für die Nachrichten, kein Strom, kein Wasser. Dann endlich fiel mir mein alter Elektronikbaukasten wieder ein, der aus irgendeinem Grunde immer noch im Flurschrank auf dem obersten Bord lag. Er war in den Jahren etwas unvollständig geworden, an anderen Stellen waren abgebrochene Kondensatoren ersetzt, aber ich setzte Hoffnungen auf ihn. Mit ihm steckte ich einen einfachen Reflexempfänger zusammen. An einigen Stellen musste ich etwas improvisieren, beriet mich mit Nike. Drei Transistoren, ein paar Bauteile, darunter ein schon etwas klapperiger Drehkondensator: das Problem war gelöst. Irgendwie hatte Nike derweil einen Batteriehalter aus Gummibändern und Knetmasse und Panzerband gebastelt, was ein wenig wie der berühmte Filter aus Apollo 13 oder dem Mondauto von Apollo 17 aussah. Als Antenne nahm ich die Anschlussschnur unseres Staubsaugers. Wir rollten ein paar ...
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