Brüste an die Küste
Datum: 04.11.2018,
Kategorien:
CMNF
... von denen man aber kaum sagen konnte, worum es sich handelte. Unbekannte Flugobjekte, wie Nike seltsam scherzhaft sagte. Nike hatte auch den ernsthaften Verdacht, es seien Teile ihres sich nun langsam nach und nach abdeckenden Daches dabei. Wahrscheinlich hatte sie recht. Und wir hätten alle wissen müssen, dass dieses auch an diesem Hause passieren konnte.
Ich konnte mich erinnern, dass wir vor einiger Zeit, etwa letztes Jahr, hier einmal zu viert zusammengesessen waren und uns Gruselgeschichten erzählt und vorgelesen hatten. Der Bedarf daran, dieses zu wiederholen, war gering.
Es war seltsamerweise immer noch warm. Jeder vernünftige Mensch wäre schon längst auf die Idee gekommen, sich etwas anzuziehen, damit wir im Notfalle nicht nackt das Haus verlassen und nach draußen mussten. Aber irgendwie fühlten wir uns immer noch geschützt und dachten eher darüber nach, wie man sich eine warme Mahlzeit richten konnte, ohne ein offenes Feuer im Wohnzimmer oder in der Küche entfachen zu müssen. Wir kamen zu keiner wirklich vernünftigen Lösung. Ein abgebranntes Haus wäre in dieser Situation eher wenig zweckdienlich gewesen, und der Gedanke, herauszufinden, ob dieses dann durch den Regen gelöscht werde, war noch nicht einmal von intellektuellen Interesse. Durch Tollpatschigkeit den Stummfilm zu reanimieren, erschien uns als keine gute Idee.
Ab und zu knallte draußen Etwas. Irgendwelche Teile flogen herum und wir wurden uns immer sicherer, dass auch Teile des Nachbardaches dabei ...
... waren. Als es dann heller wurde, wurde es zur Gewissheit: Das Haus nebenan war jetzt „oben ohne“, war „topless“. Aber nicht einmal das war lustig. Manchmal meinten wir, es auch in unserem Hause im Gebälk knacken zu hören. Dann war es kaum noch möglich, weiterhin Zuversicht und den Anflug von Normalität zu spielen, die wir vor allem durch unsere Nacktheit zum Ausdruck brachten. Jeder vernünftige Mensch hätte sich auch irgendwie auf eine Flucht vorbereitet und mit ein paar Kleidungsstücke ausgerüstet. Immerhin erleichterte der beginnende Tag die Orientierung. Dann konnten wir sogar ein Teil des Daches in unserem Garten sehen. Wir waren uns jetzt ganz sicher und immer wieder machte eine von uns einen Rundgang durch unser Haus, das zumindest bisher so tapfer durchgehalten hatte.
Wir waren weder müde, eher noch hungrig. Unsere Nacktheit lenkte uns ein wenig ab, auch wenn ich kaum zu sagen weiß, worin diese Ablenkung denn nun bestand. Vielleicht lag es einfach auch daran, dass sie völlig deplatziert und irgendwie surrealistisch wirkte, wie sehr, mag die folgende Anekdote hinreichend zeigen. Es ging wider einmal um Wiebkes Brüste, die uns deshalb so sehr beschäftigten, weil sie schon recht groß, aber außerordentlich fest wirkten. Nichts hing. Louisa erzählte, wie oft schon der Verdacht aufgekommen war, diese bestünden hauptsächlich aus einem riesigen Silikonkern. Aber um alle Verdachtsmomente auszuschließen, ermunterte sie uns, uns von der Natürlichkeit selbst zu überzeugen. Alle ...