1. Langes Wochenende


    Datum: 30.08.2019, Kategorien: Romantisch

    ... Ausdrücke und Gerichte nicht. Sie hat keinen blassen Schimmer, was alles auf der Speisekarte zu finden ist und überlässt es mir, zu bestellen. Als der Kellner wieder verschwunden ist und wir mit dem Aperitif angestoßen haben, kommt mir in den Sinn, ich könnte mich doch nach meinem Sohn erkundigen. Anna kennt ihn schließlich von einer ganz anderen Seite.
    
    "Wie ist Werner in der Schule?", erkundige ich mich.
    
    "Was soll ich dir sagen?", antwortet Anna nachdenklich. "Er ist ein netter Kerl und lernt verhältnismäßig fleißig."
    
    "Was heißt verhältnismäßig?"
    
    Es entsteht eine kurze Pause, in der Anna nichts sagt. Sie schaut mich nur unsicher an.
    
    "Bist du mir böse, wenn ich mich heraushalte?"
    
    "Wie meinst du das?"
    
    "Ich sitze zwischen zwei Stühlen. Du erwartest, dass ich dir sage, wie dein Sohn in der Schule ist. Ich soll dir Geheimisse verraten, die du sonst nie erfahren würdest. Werner würde mir das vermutlich als Verrat auslegen. Würde ich umgekehrt auch machen. Damit wäre ich bei ihm unten durch", erklärt Anna. "Ich frage mich generell, wie es mit uns weitergehen soll."
    
    "Mit uns beiden?", frage ich überrascht. Dabei deute ich auf sie und mich.
    
    "Das auch", meint sie unsicher. "Was uns angeht, wäre ich froh, wenn es nicht bei diesen wenigen Tagen bleiben würde. Wenn ich dein Arbeitsangebot richtig deute, dann willst auch du, dass aus uns etwas wird, das längere hält. Aber es gibt auch noch deinen Sohn, der noch dazu mein Mitschüler ist."
    
    Ich schaue Anna ...
    ... tief in die Augen. Sie sagt zum ersten Mal ganz deutlich, dass sie mit mir zusammen sein will. Mein Herz macht einen Freudensprung.
    
    "Natürlich will ich mit dir auch nach diesem Kurzurlaub zusammen sein. Was ist das für eine Frage?", antworte ich. "Ich hoffe, Werner akzeptiert das."
    
    "Das hoffe ich von Herzen, denn sonst wird es schwierig", stimmt mir Anna zu. "Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass es für ihn eine ausgesprochen ungewöhnliche Situation ist. Sein Vater ist mit einem Mädchen zusammen, das in sein eigenes Beuteschema passt und auf das er es womöglich selbst abgesehen hat. Wie schon gesagt, ich weiß nicht, wie Werner zu mir steht und ob er Interesse an mir hat. Obwohl ich das gestern früh noch gehofft habe, bete ich inzwischen, dass dem nicht so ist. Das würde die Sache deutlich erleichtern und ich glaube nicht, dass er dann unser Zusammensein einfach so hinnimmt. Zudem dürfen wir auch nicht vergessen, was unsere Mitschüler dazu sagen. Sie könnten ihn aufziehen, weil ihm sein Vater die Mädchen wegschnappt."
    
    "Das ist echt nicht einfach", stimme ich zu. "So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Wir müssen Verständnis für ihn haben und dürfen ihn nicht überfordern."
    
    "Bleib cool. Ich verlange nicht, dass er Mama zu mir sagt", scherz Anna.
    
    Ich muss lachen. Allein schon die Vorstellung ist zu komisch. Ich beuge mich zu ihr hinüber und küsse sie. Anna lässt sich augenblicklich auf den Kuss ein und es entwickelt sich ein sinnliches Spiel unserer Zungen. ...
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