1. Sajtschik / Wie man den Hasen fängt


    Datum: 21.12.2019, Kategorien: Schwule

    ... ein Typ chier lang gelaufen. Aber ich weiß nicht, ob er was geklaut chat."
    
    Mir fällt sein derber Ostblock-Akzent auf und dann was er gesagt hat. Scheiße, wahrscheinlich hat man mich wirklich beklaut. Unschlüssig und nackt steh ich also da, mit offenem Haar.
    
    „Ahm...Fuck... Sag mal, hast du mir zufällig was zum Anziehen? Ich verspreche, ich bring es dir gewaschen wieder hier her!" Hab ich schon erwähnt? Ich halte die ganze Zeit meine Hände vor meinem Schwanz? Ich meine, wie absurd ist schon wieder my so called Life. Ali schüttelt den Kopf. Er selbst trägt nur ein weißes Unterhemd, eine fleckige Blaumann Hose und alte Turnschuhe. Vermutlich ist er direkt nach der Arbeit zum See gefahren. Er verkörpert so ziemlich genau den Typ Mann, vor dem man als Schwuler lernt Abstand zu halten (und in meinem Fall gleichzeitig attraktiv zu finden). Viel größer als ich und gebaut wie ein fucking Schrank, die Haare 3 mm abrasiert, ein schwarzer Schatten auf seinem Schädel. Da sind seine Barthaare schon fasst länger und auch seine Augenbrauen wachsen buschig und ungezähmt in alle Richtungen. Eine markant-kantige Nase. Aber vor allem bleibt mein Blick an seinem Mund kleben. Seltsam, die Oberlippe ist größer als die Untere. Bienenstichlippen denke ich.
    
    „Vielleicht chat jemand einen Streich gespielt und Sachen im Gebüsch versteckt." Einen Streich gespielt? Willst du mich komplett verarschen? Anderseits, was bleibt mir anderes übrig, als nachzuschauen? Unschlüssig schau ich zum Gestrüpp. ...
    ... Es ist ein Schleichweg am Ufer entlang in ein kleines Wäldchen. Na ja, hauptsache weg von hier. Und von Ali. Noch ist es ja hell genug, um sich auf die Suche zu machen.
    
    „Danke." Und Tschüss. Keine drei Sekunden später verfluche ich mein Leben, barfuß auf dem Schleichweg. Autsch. Umständlich und wacklig den Pfad entlang, während sich Steinchen in meine nackten Fußsohlen bohren.
    
    Dann plötzlich hinter mir: „Warte, ich chelfe dir, lass mich vor. Mit Schuhe ist leichter." Und freilich marschiert Ali schon an mir vorbei. Perplex habe ich - wie so oft im Leben- keine Ahnung was ich davon halten soll. Vielleicht eine Mischung aus: What the fuck und irgendwie ganz nett dass er mir helfen will? Schließlich hat er nicht Unrecht, er kommt viel schneller voran mit seinen Schuhen. Etliche schmerzhafte Minuten später, find ich meinen Arsch am Arsch der Heide und die Verzweiflung wächst ins Unermessliche. Monsieur Macho sucht derweilen irgendwo weit vor mir und ich komme kaum hinterher.
    
    „Du...ich glaub, das ist zwecklos", rufe ich, „der ist auf und davon." Verzweifelt, genervt, den Tränen nahe, bleibe ich stehen und will nicht mehr. Nichts von all dem.
    
    „Schau mal, chier chab ich was gefunden." Mein Herz setzt einen Schlag aus und ich renne los (ich humple durch das Gestrüpp) und tatsächlich, Ali steht in einer kleinen Lichtung und schaut auf den Boden. Da liegt eine... Strohmatte?
    
    „Was ist das denn??"
    
    „Hm, ich dachte vielleicht deins?"
    
    Traurig und enttäuscht kullert mir ...
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