1. Sandstürme - Teil 14


    Datum: 23.12.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... erstaunlicherweise war sie für mich kein sexuelles Wesen mehr, so verrückt es vielleicht klingen mag.
    
    Wir waren in der Gegend von Silom. Ein Hochhaus jagt das nächste. Die Gegend ist die Wall Street von Bangkok. Sonja und ich staunten über die Monotonie der Hochhäuser, Passerellen und Brückensysteme, die sich über mehrere Etagen erstrecken. Wir sahen in einem anonymen Betonblock eine japanische Sushibar, mitten in Bangkok. Ich musste schmunzeln.
    
    „Komm, die Japaner unterstützen wir jetzt einfach", sagte Sonja selbstbewusst und gut amüsiert. Wir waren begeistert, als wir erfahren haben, dass das Restaurant wirklich von Japanern aus Nagasaki betrieben wird. Wir bestellten natürlich mehr als genug, weil der Hunger grösser war wie der Verstand. Sonja kannte sich ausgesprochen gut aus und war mit all den verschiedensten Begrifflichkeiten vertraut. Für mich war alles, was mit Reis und rohem Fisch zu tun hat, einfach nur Sushi. Dass Sonja nicht gleich auf Japanisch bestellt hat, glich einem Wunder.
    
    „So, wo wir gleich was zu essen bekommen. Ich hab' dich gestern gefragt, ob du was mit Richard hattest. Und du hast mir immer gesagt, dass du erst heute mit mir darüber sprechen willst", begann ich das heikle Thema fadengerade anzusprechen. Das Thema lag mir auf dem Magen.
    
    „Was würde das für dich jetzt noch ändern?", fragte Sonja.
    
    „Verdammt, also doch", sagte ich sauer und faste mich mit beiden Händen an den Kopf. Sonja schaute genervt.
    
    „Nein, du Doofi! Ich hab' es nicht ...
    ... mit ihm getan. Was denkst du bloss von mir?", fragte mich Sonja.
    
    „Die Matrosen? Das Schiff?", rief ich ihr in Erinnerung.
    
    Sonja grinste verlegen. Es war ihr peinlich. „Nein, ich wollte es dir gestern nicht heimzahlen, die Trauer war viel zu gross und ich wollte Grösse beweisen. Ich wollte einfach nur meine Ruhe und meinen Frieden. Und ich will einen Neuanfang", sagte sie entspannt.
    
    „Einen Neuanfang? Mit mir?", wollte ich jetzt voller Spannung wissen. Für mich kam ein Neuanfang unter den gegebenen Umständen nicht infrage. Die Cola wurde uns von einem schüchternen Kellner serviert. Wir dankten beide gleichzeitig mit „Arigato" und mussten lachen.
    
    „Nein, nicht mit dir. Du hast ja ein Ego, also wirklich! Nein, ich brauche was Neues. Einen Neuanfang. Es wird für mich immer dieses vor und nach dir geben. Ich will keine neue Frisur oder meinen Kleiderschrank umkrempeln. Ich brauche einen Schnitt", führte sie weiter aus.
    
    „Ahh... Du hast den Piloten angerufen, mit dem du ein paar Wochen vor mir geschlafen hast, richtig?", dämmerte es mir. Sonja atmete sichtlich genervt aus.
    
    „Martin. Verflucht! Hör auf. Ich will von Typen im Moment nichts wissen. Ich möchte mein Leben neu ausrichten, was Neues anfangen", sagte sie energetisch. „Ich... Ich habe es getan. Ich hab' meinen Vater angerufen und gefragt, ob er was für mich hat", liess sie die Katze aus dem Sack und machte einen geraden Rücken.
    
    „Okay, das ist jetzt ziemlich dicke Post. Das wolltest du doch nicht, oder habe ...
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