1. Sandstürme - Teil 14


    Datum: 23.12.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... dich vermissen", sagte Sonja. Ich wollte es mir nicht eingestehen, dass ich sie auch vermissen werde.
    
    „Was machst du, während ich dich allein lassen muss, um mit Zsa Zsa zu sprechen?", wollte ich von ihr wissen.
    
    „Ich glaube, jetzt gibt es gleich tausend Dinge zu regeln. Ich ziehe um, wechsle meinen Job. Mir wird schon ganz kribbelig. Aber du kennst diese Situation schon aus dem Effeff. Irgendwelche Tipps?", wollte sie von mir wissen.
    
    „Nur zwei Sachen. Erstens, fang früh mit den Planungen an. Es lohnt sich. Aber das hast du ja drauf, wie ich sehe. Ach, schau mal! Der Kleine macht jetzt wieder Grimassen", sagte ich zu Sonja und wir drehten uns beide zum Bub hin. Er hatte eine grosse Persönlichkeit. „Und zweitens, wenn du auf deinem letzten Flug ab Köln einen netten Typen kennenlernst, der dich gehen lässt und du auf dem Weg nach Singapur neben einem Juristen sitzt. Steig mit ihm nicht in die Kiste. That's hard do fix", sagte ich und entlockte ihr damit ein Schmunzeln.
    
    „Hätte ich so niemals gemacht", entgegnete sie mir.
    
    „Glaubst du?", fragte ich sie skeptisch.
    
    „Zwei Tage nach unserem Flug fragte mich meine Mitbewohnerin, ob ich spontan Lust hätte, mit ihr auf eine Lindy Hop-Tanzveranstaltung zu gehen. Sie ist Tanzlehrerin. Und ich wusste an diesem Abend nichts Besseres mit mir anzufangen und ging mit ihr mit. Ich musste mich auch von dir irgendwie ablenken. Der Abend war schön und da gab es auch diesen Typen. Cem, hiess der, glaube ich. Er sah sehr gut aus ...
    ... und wir haben uns beim Tanzen auch sehr gut ergänzt. Irgendwann wusste ich, dass er mehr von mir wollte. Da habe ich ihm gesagt, dass ich mich in jemanden verliebt habe und ich nicht offen für sowas bin. Ich wollte, dass du das weisst", sagte Sonja und traf mich damit mitten ins Herz. Ich schaute verlegen auf die Platte und wollte ihr aus Scham nicht in die Augen sehen.
    
    „Wir sollten langsam zurück", sprach ich, weil ich mich nicht verspäten wollte.
    
    Auf dem Weg zum Hotel waren wir sehr schweigsam und ich merkte noch immer, wie nah Sonja neben mir lief. Es wirkte speziell, weil wir nicht mehr Händchen hielten. Manchmal versuchte ich etwas Abstand zu gewinnen.
    
    „Sorry, wenn ich dir zu nahe komme. Ist irgendwie noch tief in mir drin. Sag mal, bist du jetzt mit Zsa Zsa zusammen? Darf die Crew wissen, dass wir nicht mehr zusammen sind? Wie gehen wir jetzt damit um?", wollte Sonja berechtigterweise wissen.
    
    „Ich weiss nicht, ob es mir zusteht, das alles allein zu entscheiden. Aber ich... Ich glaube, es würde komisch wirken, wenn ich morgen bei der Versammlung in der Lobby Zsa Zsas Hand und nicht deine halten würde", sagte ich frei von der Leber.
    
    „Das ergibt keinen Sinn. Logisch. Dem einen oder anderen läufst du bestimmt wieder mal über den Weg. Wenn du magst, dann machen wir morgen normal weiter, halt ohne Küsschen und Brimborium. Ich kann gerne in der Kabine bleiben, dann musst du mich nicht nach vorn nehmen", sagte Sonja sehr pragmatisch. Aber ich merkte, dass sie ihre ...
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