1. Freunde


    Datum: 30.12.2019, Kategorien: Romantisch

    ... Diesmal meine ich es. Nicht nur Arne. Ich hab genug. Die Schnauze voll. Ich verabschiede mich endgültig vom Beziehungs-Zirkus. Meine Körperöffnungen sind dauerhaft für den Publikumsverkehr geschlossen."
    
    "Na klar."
    
    Val und ein Keuschheitsgelübde. Das war in etwa wie eine Löwin, die ankündigte, sich fortan nur noch vegetarisch ernähren zu wollen. Sex war, was sie in Beziehungen trieb. Da sie sich diesen außerhalb von solchen nicht vorstellen konnte oder wollte. Sie war jetzt Anfang vierzig, zehn Jahre jünger als ich.
    
    Ich selbst hatte mich bereits von der Idee einer Beziehung verabschiedet, mehr aus einer realistischen Einschätzung meiner tatsächlichen Möglichkeiten, denn einer Grundsatzerklärung wie ihrer heraus. Meine letzte Beziehung lag nun tatsächlich schon fünf Jahre zurück. Ehrlich gesagt fehlte mir nichts. Ich kam alleine gut zurecht.
    
    Und ich hatte ja Val. Die nicht nur durch ihre Aufenthalte bei mir nie das Gefühl von Einsamkeit aufkommen ließ. Was den Sex anbetraf... Man hat ja Hände. Sicher hätte es andere Möglichkeiten gegeben. Diese waren aber nicht so verlockend, dass sie mich aus meiner Lethargie hätten reißen können.
    
    Es gab bei der Arbeit eine Kollegin, die richtig witzig war, und die ich sicher nicht von der Bettkante gestoßen hätte. Die Chemie stimmte. Wären da nicht ihr Gatte und drei Kinder gewesen, die sie abgöttisch liebte. Darüber hinaus waren meine Sozialkontakte sehr überschaubar.
    
    Val, ein paar Freunde mit denen ich alle zwei Wochen ...
    ... zu Heimspielen meines Lieblingsvereins ging, weil ich eine Dauerkarte hatte. Oder zum Grillen im Sommer eingeladen wurde. Das war's dann schon. Der Rest in den Weiten der Republik und dem europäischen Ausland verstreut.
    
    "Also ist es okay, wenn ich hier erstmal bleibe? Bis ich eine Wohnung gefunden habe, meine ich?", riss sie mich aus meinen selbstzufriedenen Reflektionen.
    
    Huch? Das klingt allerdings finaler als sonst.
    
    "Ernsthaft? Diesmal habt ihr euch wirklich getrennt?"
    
    "Ja. Diesmal Nägel mit Köpfen."
    
    "Und wenn er dich wieder
    
    ganz lieb
    
    um Verzeihung bittet...", setzte ich an, aber ihr Grinsen ließ mich verstummen.
    
    "Das wird nicht passieren. Ich habe ihm recht klar dargelegt, was ich von ihm und einer weiteren gemeinsamen Zukunft halte. Mir gestattet, völlig ohne Filter meine Meinung über ihn zu formulieren. Das hat er nicht ganz unerwartet eher schlecht aufgenommen. Ich bin angehalten, die Wohnung nur noch in seiner Abwesenheit zu betreten, um meine Klamotten abzuholen."
    
    "Oh..."
    
    "Also?"
    
    "Das brauchst du doch nicht fragen, das ist selbstverständlich."
    
    Ich schüttelte langsam den Kopf und betrachtete sie fasziniert. Sie sah wirklich diesmal nicht mitgenommen aus, sondern gelöst, befreit. Wer hätte das gedacht. Sie konnte konsequent sein.
    
    "Was glotzt du mich an wie ein toter Fisch?", wurde ich nach einer Weile gequizzt.
    
    "Ah, du bist immer noch in Form, was? Ganz ruhig, ich wundere mich nur. Kenn dich so lange, aber offenbar doch nicht ...
«1234...37»