1. Freunde


    Datum: 30.12.2019, Kategorien: Romantisch

    ... immer noch Reserven. Oder eine verständnisvolle Partnerin.
    
    "Du bist kaputt, nicht wahr? Ganz ruhig, lass mich mal machen. Du magst doch wohl hoffentlich geritten werden?"
    
    "Oh ja, und wie. Böse Zungen könnten behaupten, das würde an meiner inhärenten Faulheit liegen. In Wahrheit aber ist das für mich einfach der höchste Genuss. So von der Natur vorgesehen, von wegen unterschiedliche Statur und so. Sag ich jetzt mal so. Wir haben beide was davon, wenn du es mir glaubst."
    
    "Das trifft sich gut. Ich bin am liebsten oben drauf. Ich reite für mein Leben gern. Bist du soweit?"
    
    Das ich physisch soweit war, war offensichtlich. Weiter konnte ich da nicht sein. Immerhin war unser vorausgegangenes Küssen und Streicheln sehr effektiv gewesen. Aber es war ja mehr.
    
    Nun würden wir endlich, endlich über alles Bekannte hinaus verbunden sein. Wirklich unsere Nicht-Ehe vollziehen. Den vertrauten Boden unser Freundschaft ein für alle Mal verlassen. Kein Platz für Worte mehr. Und ja, ich bin bereit.
    
    Nur noch ein kurzes Nicken, und erschauernde Antizipation, als sie auf mich stieg, die ideale Position suchte und fand, sich ganz langsam absenkte, bis wir erstmalig in voller Tiefe verbunden waren. Schauten uns bei diesem einzigartigen Moment ergriffen in die Augen. Kosteten ihn redlich aus.
    
    Und ich erfuhr dann, wie wenig ich ...
    ... hätte antizipieren können, was nun folgte. Reite für mein Leben gern war die Untertreibung des Jahrhunderts. Denn da war ein kleiner Gourmet am Werk. Das war kein Ritt, das war die hohe Schule der Dressur.
    
    Jede Bewegung formvollendet, mit maximalster Effizienz und Körperbeherrschung, den irresten Piaffen auf engstem Raum, Kehrvolten, Tempowechsel, Schwung und Elastizität der Bewegungen, die Reinheit des Gangs. Ungebundenheit und Regelmäßigkeit, Aufmerksamkeit und Vertrauen. Losgelassenheit. Anlehnung und relative Aufrichtung, Sitz und Einwirkung des Reiters.
    
    Ich gebe dir die Zehn. Du gibst mir ein nicht enden wollendes Staunen.
    
    Und einen Blick, der in meiner Seele rührt. Mich im Innersten durchdringt, öffnet, rauszieht. Auf dich zu. In dich rein. In diese Harmonie, in der wir uns schon von jeher befanden. Und nun völlig neu entdecken. Oh Gott, lass mich den Verstand verlieren. Das ist zu viel. Ich halt"s nicht aus. Du fickst mich einfach vor Glück kaputt.
    
    Hör bloß nicht auf. Das darf nicht, das darf niemals enden.
    
    Und doch fühlten wir es schon, verloren uns im Stakkato der Ekstase. Betraten den Pfad ohne Wiederkehr. Lieferten uns dem Unvermeidlichen aus und erlebten fast gleichzeitig das, was wie nichts Anderes uns im Kern erschüttert. Lagen uns atemlos in den Armen. Und wussten genau, das war erst der Anfang. 
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