1. Freunde


    Datum: 30.12.2019, Kategorien: Romantisch

    ... genug. Ganz ehrlich: Gratulation. Das war überfällig."
    
    Wir prosteten uns zu. Auf ihre Freiheit.
    
    "Also stell dich drauf ein, dass ich diesmal ein paar Monate hier sein könnte", wurde ich informiert.
    
    "Kein Thema. Ob du das allerdings so lange auf dem ätzenden Sofa ohne Rückenprobleme aushältst..."
    
    Sie kannte das natürlich schon aus vielen leidvollen Erfahrungen, und schien sich darüber bereits Gedanken gemacht zu haben.
    
    "Ja, eine Möglichkeit wäre, mir in deinem Extra-Zimmer eine Matratze hinzulegen, die würde ich mir mitnehmen. Das Bett hatte er zwar angeschafft, aber die neuen Matratzen wir dann gemeinsam."
    
    "Extra-Zimmer? Meinst du meinen Abstellraum? Könnte gehen, wenn du hochkant schlafen möchtest. Ich glaube, du hast da eher romantische Vorstellungen von seiner Größe."
    
    "Zweite Möglichkeit - wir bringen sie hier unter, in deinem Wohnzimmer."
    
    Ja, das könnte irgendwie gehen, wenn man radikal umräumen würde. Wenn es wirklich nur für ein paar Monate wäre...
    
    "Das schon eher", stimmte ich zu. "Auch wenn's eng wird."
    
    "Dritte Möglichkeit - du hast doch ein Doppelbett."
    
    Nun gut, auch das hatte ich ihr bei früheren Besuchen bereits als Option angeboten, aus Mitleid über die Folgen der Sofanutzung. Sie hatte lieber Märtyrerin gespielt.
    
    "Klar, das ist wahrscheinlich sogar die beste Lösung."
    
    "Völlig ungefährlich", entgegnete sie schnell. "Wir sind Freunde. Wir bleiben Freunde. Es wird nichts passieren."
    
    Huch?
    
    "Ehm... das war klar, ja. Vor ...
    ... allem jetzt, mit deinem Penis-Embargo."
    
    Ihr Grinsen war leicht verunglückt. Nun fragte ich mich, warum sie zuvor diese Ankündigung gemacht hatte. Ob sie vielleicht mal in diese Richtung überlegt hatte? Wir hatten selbstverständlich darüber rumgewitzelt, und ich mich schon mehr als einmal ernsthaft gefragt, warum es denn nicht mehr Frauen wie sie gab... Aber direkt auf die Idee, sie als etwas Anderes als Val, meine beste Freundin, zu betrachten, war ich nie wirklich gekommen.
    
    Sie war in den letzten zwanzig Jahren die einzige Konstante in meinem Leben gewesen, auch wenn wir uns mal mehr, mal weniger sahen, je nachdem wie eingespannt wir in unsere eigenen Geschichten waren. Nee, das wäre bei unserem, vor allem ihrem Beziehungsglück, wahrscheinlich so ziemlich das Dümmste, was wir probieren könnten.
    
    Diese Freundschaft hatte alles überdauert, so etwas setzte man nicht leichtfertig aufs Spiel. Wir hatten es tatsächlich auch so eingerichtet, dass wir nie oder nur kurze Zeit beide Singles waren. Was nicht so schwierig war, da Valentina ihre Übergänge letzthin eher nahtlos gestaltete. Wegen Arne hatte sie damals Thomas verlassen, für den wiederum Ulli, und davor...
    
    "Ja, mach dir keine Sorgen. Ich könnte notfalls auch zu Luisa..."
    
    "Ach, Quatsch, hör auf. Du bist hier mehr als nur willkommen. Ich kann mir niemanden vorstellen, mit dem ich lieber zusammenleben möchte", beeilte ich mich zu sagen. Stutzte dann. Begriff, was ich da eigentlich gesagt hatte.
    
    Was ging denn jetzt ...
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