Freunde
Datum: 30.12.2019,
Kategorien:
Romantisch
... emotional war ich leicht verkatert. Wir hatten die unsichtbare Grenze überschritten, und ich hatte es ausgelöst. Wenn jetzt alles nach hinten losging, ging das auf meine Kappe. Einer meiner typischen Geniestreiche. Ohne Grund war ich nicht allein.
Eins war klar, wenn wir keine bewusste Entscheidung dagegen treffen würden, schliefen wir bald richtig miteinander. Sehnten es bereits beide herbei. Und dann? Konnten wir uns dann noch erzählen, wir sind Freunde, die zusammenleben und miteinander Sex haben? Möglichst exklusiv? Sich lieben? Gab es einen größeren Etikettenschwindel?
Ja, verdammt, auch emotional spielte sich bei mir einiges ab. Meine Frage, ob man sich verlieben könnte, wenn man jemanden bereits liebt, beantwortete sich in diesen Momenten schlüssig für mich. Oh ja. Oh fucking ja. Man könnte sich ja denken, so gut wie wir seit zwanzig Jahren zurechtkamen, konnte doch eigentlich nichts schiefgehen.
Aber nach über dreißig Jahren im Beziehungs-Biz hat man auch schon Engel vor der Apotheke kotzen sehen. Eine Partnerin und gleichzeitig meine beste Freundin zu verlieren, war unvorstellbar. Und für sie... ich konnte mich ganz gut in sie reindenken, ahnen, was in ihr vorging. Sie hatte sicherlich genauso viel oder noch mehr Schiss vor dem Scheitern.
Gab es denn überhaupt jetzt noch einen Weg zurück, hatte die Geschichte nicht schon eine Eigendynamik angenommen, wo alles einfach weiter von selbst ablief? Wehrten wir uns gerade nur noch pro forma, weil wir es ...
... eigentlich eben doch gern versuchen wollten, allen Gefahren zum Trotz? Ich war ganz schön durcheinander.
Denn auf der anderen Seite machte mich die derzeitige Entwicklung selig, war ich glücklich, wie schon viel zu lang nicht mehr. Konnte es kaum erwarten, bis sie aufgewacht war, und wir zumindest diesen Morgen zusammen verbringen konnten.
Es kostete mich einige Überwindung, sie schlafen zu lassen. Die Nachrichten, die ich habituell auf dem PC las, konnten mich kaum ablenken. Um kurz nach acht stand sie dann endlich auf. Schaute nicht herein, sondern ging sofort in das Badezimmer. Ob sie jetzt auch erstmal den Blues bekam?
Oder hatte sie mehr Zuversicht, mehr Vertrauen, in uns, in mich, in das uns Mögliche? Und weiter im Grübel-Express.
"Morgen", riss sie mich aus meinen Gedanken. "Du bist natürlich wieder seit Stunden wach."
"Jo. Guten Morgen. Genau die richtige Zeit für mein zweites Frühstück."
Wir frühstückten ausgedehnt, wie sich das schon bei vorherigen Aufenthalten an Wochenenden so etabliert hatte. Es war eine ungewöhnliche Atmosphäre, wir versuchten, so normal wie möglich miteinander umzugehen, aber grinsten uns beide zwischenzeitlich ohne erkennbaren Grund an.
"Na, du scheinst ja guter Dinge", bemerkte ich, als das mal wieder von ihr ausging. "Wie kömmt?"
"Ah, dir als besten Freund kann ich das ja erzählen. Aber das bleibt unter uns, verstanden? Ich bin gestern Nacht unglaublich gut geleckt worden."
"So, so", gab ich schmunzelnd zurück. "Also mal ...