Freunde
Datum: 30.12.2019,
Kategorien:
Romantisch
... doch gerade da war.
Das Spiel am Nachmittag war enttäuschend. Meine Mannschaft war kurz vor den Abstiegsplätzen angekommen, und hätte die drei Punkte dringend gebraucht, um sich wieder nach oben abzusetzen. Aber wie das oft so ist, verkrampfte sie nach anfänglicher guter Leistung, und versuchte das 1:0 nach zehn Minuten über die Zeit zu bringen. Fing sich natürlich in der Nachspielzeit den Ausgleich. Dementsprechend bedient waren wir. Gaben uns zur Strafe noch zwei Biere hinterher, um unseren Kummer runterzuspülen.
Dass ich trotzdem, wie eigentlich das gesamte Spiel über, immer wieder unwillkürliche Grins-Anfälle bekam, fiel keinem meiner Kumpels auf. Von Val erzählte ich nichts. Über solche Sachen unterhielten wir uns in der Regel nicht oder nicht mehr, bei ihnen gab's da seit Jahrzehnten keine Neuerungen. Ich war der einzige noch verbliebene Junggeselle unserer Truppe.
"Mmh. Die ist echt lecker. So kriege ich die niemals hin", wurde ich am frühen Abend für meine Linsensuppe gelobt.
Nicht zum ersten Mal, darum hatte ich sie ja gekocht. Weil sie die so gerne aß. Um zu verstehen, wie großartig unsere Freundschaft war, sei erwähnt, dass auch furzende Folgen von uns beiden mit Humor getragen wurden, ja irgendwie zum Gesamterlebnis dazu gehörten.
Wir waren fast fertig, als ihr Handy bimmelte. Sie rollte mit den Augen, und hörte der Anruferin zu, die ich trotz der Entfernung leicht als Luisa ausmachen konnte, gab einsilbige Antworten, und wurde nur zum Ende des ...
... Gesprächs gesprächiger, als sie ihr nochmal für die Zusage der Hilfe für den nächsten Tag dankte.
"Was wollte deine Schwester denn?"
"Die Zeit bestätigen, fragen ob ich Verpackungsmaterial brauche, ob ich zurechtkomme, ob ich viel geweint habe, und so weiter. Wie sie eben so ist."
Ja, sie war... gründlich. In allem und jedem.
"Ist sie eigentlich wieder liiert? Von ihr erzählst du selten."
"Nein, sie hat erheblich früher das Handtuch geschmissen, was das angeht. Warum willst du das wissen? Muss ich mir Gedanken machen?"
"Darüber nicht. Repetita non placent, wie der Lateiner so schön sagt. Wiederholungen gefallen nicht. Keine Gefahr."
"Die Lateiner müssen's ja wissen. Sie hurt mit einem ihrer Nachbarn rum, hat sie mir erzählt. Der ist verheiratet, gleicht dieses Manko aber durch einen Esel-Schwanz aus, wie sie sich ausdrückte."
Ich brauchte eine Weile, bis ich mich wieder eingekriegt hatte. Ja, Luisa, wie sie leibte und lebte. Ganz anders, als ihre kleine Schwester, die wohl mehr die Gene ihrer italienischen Mutter hatte, deutlich mehr Temperament und Feuer im normalen Verhalten.
Luisa war hingegen offiziell die nordisch-kühle Pragmatikerin. Die dann aber im Schlafzimmer eine komplette Verwandlung vollzog, die mich immerhin zehn Jahre so sehr faszinierte, dass ich mit ihr zusammenblieb. So konservativ und manchmal auch engstirnig sie im Alltag erschien, was Sex anbelangte, war sie ausgesprochen aufgeschlossen und experimentierfreudig gewesen.
Und ...