1. In der Heilanstalt


    Datum: 07.01.2020, Kategorien: BDSM

    ... Schreibtisch, etwa einen halben Quadratmeter groß, auf dem mehrere Stapel lagen und ein Briefumschlag.
    
    "So, jetzt aber hurtig", sagte der Junge, indem er zuvorkommend den Stuhl hervorzog und mir bedeutete mich zu setzen. "Es hat sich schon viel angesammelt. Deine Aufgabe findest Du im Briefumschlag. Ansonsten weißt du ja alles."
    
    Er verschwand. Gar nichts wusste ich.
    
    Ich sah mich um. Nur wenn ich mich um 180 Grad drehte, konnte ich in die der meinen gegenüberliegenden Nischen schauen, wo geschäftig gelesen und sortiert wurde. Dafür, dass der Raum so riesig war, war es gespenstig still. Eigentlich war nur das Papier zu hören, sehr selten ein unterdrücktes Husten oder räuspern. Und der Windzug, wenn einer der Boten vorbeilief.
    
    Im Briefumschlag befanden sich mehrere Seiten mit Instruktionen, maschinengeschrieben, und damit meine ich: mit einer Schreibmaschine geschrieben. "Arbeitsplatz Vorselektion P3, Fokus auf Perversion" - das konnte ja heiter werden.
    
    Es ging um Briefe. An wen genau die gerichtet waren, stand nicht im Text. Dafür war um so genauer beschrieben, wie ich vorzugehen hatte. Vier Stapel: Posteingang, "eindeutig pervers", "eindeutig nicht pervers", "zur weiteren Prüfung". Ich sollte die Briefe, bei denen es sich wohlgemerkt um handgeschriebene Abschriften handelte, lesen und nach inhaltlichen Kriterien sortieren. Wurden beispielsweise Geschlechtsorgane, Geschlechtspraktiken oder irgendwelche Merkwürdigkeiten mit Bezug auf einen Fetisch erwähnt, war ...
    ... es "eindeutig pervers". Auch Briefe, denen explizite Fotos beigefügt waren, fielen in diese Kategorie. Briefe, die hingegen keinen Hinweis auf Sexualität enthielten, waren "eindeutig nicht pervers". Wenn ich nicht sicher gehen konnte, ob im Text oder Bild eventuell doch verschlüsselte Anspielungen enthalten waren, hatte ich den Brief in "zur weiteren Prüfung" einzusortieren. Der erste Brief war von einem Mann namens Jochen, der schrieb, dass er sich nach der Empfängerin, die er mit Du ansprach, verzehre und dass er jeden Abend seinen "übrigens fast 22 cm langen Schwanz" streichele, wenn er an sie denke. Möglicherweise war die Empfängerin ein Popstar? Eine Regierungschefin? Eine Schauspielerin? Ich war so ahnungslos zu diesem Zeitpunkt.
    
    Der zweite Brief enthielt ein Farbfoto von einem stattlichen eregierten Glied und dem Hinweis, der Schreiber müsse "jetzt gleich abspritzen".
    
    Es dauerte nicht lange, bis es mir völlig egal war, an wen die Briefe gerichtet waren. Das schien völlig zweitrangig zu sein. In jedem wurde eine unbekannte "Du" angesprochen und - außer was ihre offensichtliche Weiblichkeit betraf - nie genauer beschrieben. Ich kam nicht umhin, mich mit jener Empfängerin zu identifizieren.
    
    Der Stapel "eindeutig pervers" wuchs unaufhörlich. Fast in jedem zweiten Brief waren Fotos von Schwänzen, muskulösen Oberkörpern, knackigen Hintern etc. Es wäre gelogen zu behaupten, dass mich das nicht gehörig angemacht hätte.
    
    Als ein Bote vorbeikam und einen neuen Stapel ...
«12...101112...16»