1. Die Doppelhammer Hütte (18)


    Datum: 19.01.2020, Kategorien: Schwule

    ... breit war keine Menschenseele zu sehen und ein warmer Wind schlug ihnen entgegen und somit war er geneigt, es hier und jetzt mit Jeremias zu tun. Jeremias hatte aufgehört zu beten und somit fand er die Situation passend, ihn darauf anzusprechen.
    
    Doch Jeremias reagierte nicht auf seinen Vorschlag, vielmehr lag er nun auf Vinzenz´ Schulter, während er sich vorher nur angelehnt hatte.
    
    "Hey Sāthī, keine Lust auf eine Runde unter freiem Himmel?"
    
    Doch auch darauf reagierte er nicht mehr. Vinzenz hob ihn an und als er in dessen Gesicht sah, wusste er, dass sein Freund nicht mehr da war. Er küsste ihn und drückte ihn fest an sich und die Tränen liefen ihm über's Gesicht, als ihm bewusst wurde, dass Jeremias auch seinen eigenen Tod vorausgesehen hatte und deshalb unbedingt heute noch einmal hierher kommen wollte, wo sie beide alleine sein konnten, wenn er ihn für immer verlassen würde.
    
    Vinzenz heulte eine ganze Weile und hielt den Mann, der sein Leben so drastisch verändert hatte, im Arm und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Auch als es dunkel wurde, blieb er sitzen und irgendwann übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief ein.
    
    "Hey Mr. Doppelhammer. Da sind Sie ja. Wir haben schon überall nach Ihnen gesucht. Wo ist denn Ihr Begleiter?"
    
    Schlaftrunken rieb sich Vinzenz seine Augen.
    
    "Ja, er ist doch mit mir hier."
    
    "Nein, hier ist niemand, außer uns beiden!" antwortete der Guide.
    
    Vinzenz riss die Augen auf, sprang auf und schaute sich verzweifelt um, doch ...
    ... von Jeremias war nichts mehr zu sehen.
    
    "Ist er vielleicht schon ins Hotel zurückgegangen?"
    
    "Nein, das ist ausgeschlossen."
    
    "Er hätte Sie sicher nicht alleine gelassen, so vertraut wie Sie beide waren!"
    
    "Nein, das hat er nicht!" stammelte Vinzenz und folgte dem Guide ins Hotel, ohne weiter auf das Verschwinden seines Seelengefährten einzugehen.
    
    "Ah Mr. Doppelhammer!" rief ihm der Portier des Hotels hinterher. "Ein Bote hat gestern Nacht noch eine Nachricht für Sie abgegeben."
    
    Vinzenz nahm den Umschlag entgegen und wurde kreidebleich, als er die Handschrift erkannte.
    
    "Vielen Dank und das ist für Sie!" verabschiedete er sich und drückte dem Portier ein paar Dollar in die Hand und stieg schnell in den Fahrstuhl. Er beeilte sich, in sein Zimmer zu kommen, schloss die Tür, setzte sich aufs Bett und riss den Umschlag auf.
    
    "Mein lieber Vinzenz, vielen Dank für alles, was ich in den letzten anderthalb Jahren mit Dir erleben durfte. Du ahnst nicht, wie viel es mir bedeutete, all dies mit Dir teilen zu können. Und ich weiß, es geht Dir ebenso. Mein Lebensweg ist nun zu seinem Ende gekommen und dank Dir war er bis zum Schluss voller Erfüllung. Und so kann ich nun in Frieden gehen und auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Ein ebenso erfülltes Leben will ich auch Dir wünschen, denn ich weiß, dass auch Dich unsere gemeinsame Zeit wieder stark für die Zukunft gemacht hat. Bitte weine nicht um mich, sondern behalte mich in guter Erinnerung. Ich glaube zu wissen, dass ...