1. Sonderangebot 01


    Datum: 16.04.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ... über das vorbereitete Essen her. Nur in Bademäntel gehüllt kuschelten wir noch lange Zeit auf der Couch und hörten Musik. Es war ein überaus schönes Gefühl, Julia im Arm zu halten und zu wissen, dass ich ihr „Zauberer" war.
    
    Am späten Nachmittag bat sie darum, dass ich sie zu ihrem Schlafplatz bringe, was ich natürlich - wenn auch widerwillig - tat. Der Ort, wo sie unter einen großen Plastikplane eine Matratze und einen Schlafsack ihr Eigen nannte, jagte mir Schauer über den Rücken.
    
    Inmitten einer großen Gruppe anderer obdachloser Menschen, Männern wie Frauen, hauste sie, nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Hin und wieder besuche sie das Asylheim, um wenigstens zu duschen und eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen. So klärte sich für mich, wieso sie, als wir uns trafen, keinerlei üblen Geruch an sich trug. Spontan versuchte ich, sie zu überzeugen, diesen Ort zu verlassen.
    
    „Michael, ich habe diesen Ort gewählt. Ich ertrage es nur ganz selten, von Mauern umgeben zu sein. Hier habe ich meine Freiheit und niemanden, der mir Vorschriften macht oder Erwartungen an mich hat."
    
    Ich musste diese fremde und mir unangenehme Welt schnellstens verlassen. Also gingen wir Hand in Hand noch ein Stück am nahen Fluss entlang und ich sprach sie unter anderem auf Victoria's Secret an. Eine Mischung aus Amüsiertheit und Trauer legte sich über ihre Augen.
    
    „Das ist nur ein Stück meines ...
    ... vergangenen Lebens" war ihr einziger Kommentar.
    
    „Sehen wir uns wieder?" fragte ich sie zum Abschied.
    
    „Vielleicht solltest du häufiger U-Bahn fahren" schlug sie vor, sagte aber auch dazu nichts Konkretes.
    
    Traurig fuhr ich heim und an diesem Sonntag schmeckte mein Cognac besonders gut, half er mir doch, die Sehnsucht nach Julia erträglicher zu machen.
    
    Zwei Wochen ließ ich meinen Wagen in der Garage und fuhr mit der U-Bahn ins Büro. Meinen neugierigen Kollegen erklärte ich, er sei zu einer größeren Reparatur in der Werkstatt.
    
    Julia erschien an keinem einzigen Tag, in keiner einzigen Nacht. Schließlich fuhr ich zum Lager der Obdachlosen und suchte ihren Schlafplatz. Außer der Plane und der Matratze gab es kein Anzeichen von Julia. Einer der Männer erzählte mir, sie sei „umgezogen", konnte mir aber nicht sagen wohin. Zwangsläufig gab ich schließlich die Suche auf.
    
    Die Erinnerung an sie ist heute, nach zwei Monaten so frisch wie am ersten Tag. Ich vermisse sie sehr, ihr Lachen, ihre verrückten Spiele und die Herausforderungen. Aber das Leben geht weiter.
    
    Ach ja, inzwischen habe ich mir angewöhnt, jede Frage nach einem Euro mit einem Lächeln zu quittieren und einige Münzen habe ich seither immer in meiner Hosentasche.
    
    Wenn euch diese Geschichte gefallen hat, lasst es mich in euren Kommentaren wissen, denn...
    
    es könnte eine Fortsetzung mit Überraschungen geben. 😉 
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