1. Astrids wundersame Ferien auf St. Antoinette


    Datum: 30.05.2020, Kategorien: Insel der Scham,

    1. Die fünf Schweine sind kleiner, dunkler, brauner, struppiger und gefleckter als diejenigen, welche Astrid von den Bauernhöfen im Tösstal kennt. Die Tiere sind friedlich und kümmern sich kaum um die junge Frau in ihrem Gehege. Doch wenn sie an dieser vorbei streichen, spürt Astrid deren immense Kraft. Seit sie vor gut fünfzig Minuten damit begonnen hatte, das Aussengehege des Stalls auszumisten, musste sie schon einige Male um ihr Gleichgewicht kämpfen, und dreimal fiel sie zu Boden in den Dreck. Glücklicherweise, so denkt sie, habe sie vor Beginn dieser Arbeit ihre Kleider ausgezogen, denn Haut lasse sich besser waschen als Stoff. Warum aber, fragt sie sich dann, mache sie sich Sorgen um ihre Arbeitskleidung. Diese gehört ihr nicht, sondern wurde ihr bloss heute Morgen für diesen Tag ausgehändigt. So ist Astrid jetzt auch dunkelbraun gefleckt und ihr ohnehin wildes und drahtiges Haar ist ebenfalls struppig geworden.
    
    Wenige Minuten nachdem sie mit ihrer Arbeit begonnen hatte, erblickte sie in der Ferne eine Gruppe von Passanten, die sich auf den Bauernhof hin bewegte. Von einer leichten Panik befallen flüchtete sie in den Schweinestall und wartete, bis die Gruppe vorbeigegangen war. Dann kehrte sie ins Aussengehege zurück. Zwei Minuten später tauchte ein Paar mit seinem 13-jährigen Sohn auf. Astrid wollte zunächst wieder flüchten, besann sich dann aber anders und blieb klopfenden Herzens an ihrem Arbeitsplatz. Die Arbeit musste so oder so getan werden, und dies ...
    ... ging rascher, wenn Astrid vorwärts machte und nicht alle paar Minuten zwischen Stall und Gehege hin und her wechselte. Astrid wusste, dass der Bauernhof am direkten Fussweg zwischen Jeanville, dem Hauptort der Insel St. Antoinette, und dem Fischerdorf Niquai am Ostufer der Insel liegt. Mit Passanten war also an diesem Nachmittag zu rechnen. Das Elternpaar war sehr freundlich und sprach Astrid mit einigen Worten in Französisch an, als sei es völlig normal, einer völlig nackten Gesprächspartnerin gegenüber zu stehen. Der Sohn stotterte etwas Unverständliches, betrachtete Astrid von Kopf bis Fuss, blieb mit dem Blick offensichtlich etwas länger auf den interessanten weiblichen Körperpartien stehen und senkte dann den Blick zu Boden. Der Anblick einer unbekleideten Europäerin war für einen pubertierenden Einheimischen eine Überforderung und er war froh, als seine Eltern den Spaziergang fortsetzten. Langsam begann Astrid äusserlich unbefangener zu wirken, wenn Passanten auftauchten. In ihrem Innern blieb sie aber angespannt, insbesondere wenn sie wieder aus dem Lachen, dem Tonfall und den Gesten der Einheimischen zu erkennen glaubte, was Gegenstand von deren in unverständlicher Inselsprache geführten lebhaften Gesprächen bildete: Astrid und ihr grossgewachsener, weisser Körper. Soweit die Einheimischen sich in meist sehr gebrochenem Englisch oder Französisch direkt an Astrid wandten, antwortete sie und begann nach und nach auch eigene Gedanken zu formulieren und Rückfragen zu ...
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