1. Bilder einer Ausstellung


    Datum: 07.06.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ... Unsere Söhne sind im gleichen Alter. Wir treffen uns bei der Arbeit, auf dem Spielplatz, manchmal auf einen Abend auf der Couch im Wohnzimmer. Aber in diesem Augenblick erinnere ich mich wieder allzu deutlich an die Lea, von der ich vor 15 Jahren meine gierigen Blicke nicht abwenden konnte.
    
    „Darf ich dir was gestehen?", platzt es aus mir heraus.
    
    Lea sieht mich fragend an.
    
    „Ich kann Marius wirklich nicht sehr leiden. Das meine ich ernst..."
    
    Lea muss lachen. „Schon gut", sagt sie und fügt hinzu, „er ist gar nicht so übel, wie er tut. -- Darf ich dir auch was gestehen? Ich hab das später manchmal bereut, dass ich dir damals einen Korb nach dem anderen gegeben habe."
    
    „Was?"
    
    „Ich meine das so. Ich hätte mir ein paar echte Idioten sparen können, wenn ich einfach dich genommen hätte." Sie stößt mir den Ellenbogen in die Seite. Eine Geste wie aus einem Teenie-Film. Danach wartet sie einige Augenblicke zu lang, als dass die Geste noch spontan wirkt. „Und jetzt komm, lass uns loslegen. Bevor es peinlich wird."
    
    Wir machen ein paar Bilder auf der Decke, stehen dann auf und nehmen den Wald als Hintergrund. Aber schneller als bei der ersten Runde bin ich unzufrieden.
    
    „Warte mal, ich habe eine Idee", sagt Lea, als hätte sie meine Gedanken geahnt. „Lass alles andere weg und nimm nur mein Gesicht. Das waren auch die besten Fotos bei Annie."
    
    Sie hat Recht.
    
    Um mit der Festbrennweite den Bildausschnitt richtig zu treffen, muss ich viel näher an Lea heran. Ich folge ...
    ... einer plötzlichen Eingebung und stelle zusätzlich ein quadratisches Bildformat ein.
    
    „Da, stell dich an den Baum", weise ich Lea mit neuem Selbstbewusstsein an.
    
    Sie weiß, welchen Baum ich meine. Er hat einen ziemlich breiten Stamm und seine Rinde eine schöne Struktur. Er wird einen guten Kontrast zu Leas heller Haut und einen guten Hintergrund bieten.
    
    Lea lehnt sich gegen dem Baum und blickt in die Kamera. Ich blicke durch den Sucher und gehe so dicht an Lea heran, dass ihr Gesicht die rechte Bildhälfte völlig ausfüllt.
    
    „Bleib so", sage ich, spiele mit dem Fokus und mache eine Reihe von Bildern. „Und jetzt beweg dich."
    
    Lea probiert verschiedene Haltungen aus. Mal lächelnd, mal ernst. Die Augen mal in die Kamera, mal beiseite, mal geschlossen. Ich gehe noch etwas näher heran und kann im Bild des Suchers die feinen Haare in ihrem Nacken erkennen, die das Licht der Sonne einfangen. Ich rieche den Duft ihres Parfums.
    
    „Wie seh' ich aus?", fragt Lea.
    
    „Umwerfend", sage ich.
    
    Sie lacht. Ein Druck auf den Auslöser. Ein perfektes Bild. Ich zeige es ihr und sie lächelt.
    
    „Das ist es", sagt sie und legt ihre Hand auf meinen Arm, wo sie etwas zu lange ruht. „Mach weiter. Ich habe noch eine Idee."
    
    Ich blicke wieder durch den Sucher, komme noch etwas näher, sodass ihr Gesicht nicht mehr völlig ins Bild passt. Lea ihrerseits spielt mit der Kamera. Anders kann ich es nicht sagen, Klischee oder nicht. Mal sieht sie direkt ins Objektiv, mal beiseite. Sie wirkt völlig ...
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