1. Silberhochzeit


    Datum: 06.07.2020, Kategorien: Romantisch

    ... nie jemand erzählt.
    
    Gedankenverloren küsst er meine Fingerknöchel, dann flüstert er:
    
    "Damit hat mich Papa Fernando vor dem größten Fehler meines Lebens bewahrt."
    
    Ein etwas längeres Schweigen folgt, wahrscheinlich überlegt er, genau wie ich gerade, wie unser Leben verlaufen wäre, wenn Papa Fernando und Mama Maria uns nicht so manches mal in die richtige Richtung geschubst hätten.
    
    "Weißt du noch, wie ich dich damals an diesem Tisch zum Orgasmus gebracht habe?", flüstert Christian unvermittelt mit einem Glitzern in den Augen.
    
    Ich spüre glühende Hitze in mir aufsteigen.
    
    Was hat er nur für Gedanken?
    
    Als wenn ich das jemals vergessen könnte!
    
    Allerdings war das, was unmittelbar danach geschah, nicht gerade eine schöne Erinnerung.
    
    Aber ich muss sagen, dass uns dieses Erlebnis erst so richtig "zusammengeschweißt" hat.
    
    Nicht nur uns zwei, sondern uns vier: Lisa, Enrico, Christian und mich.
    
    Ausserdem war es ein großer Wendepunkt in meinem Leben, denn anschließend sollte ich erfahren, wie es ist, geliebt zu werden und von liebevollen Menschen umgeben zu sein.
    
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    Ich war fast achtzehn und hatte ein halbes Jahr zuvor mein erstes Mal hinter mich gebracht.
    
    "Hinter mich gebracht" war eine treffende Bezeichnung für das, was eigentlich eine schöne Erfahrung, an die man sich gerne erinnert, hätte sein sollen.
    
    Holger, mein damaliger Freund drängte darauf, endlich mit mir zu schlafen.
    
    Irgendwann gab ich erwartungsvoll nach. Seine Eltern ...
    ... verbrachten ein paar Tage am Meer und so hatte er sturmfreie Bude.
    
    Kurz gesagt: es war furchtbar.
    
    Er hat mir wehgetan, weil er auf ein ausgedehntes Vorspiel keinerlei Wert gelegt hatte.
    
    Irgendwie drängte er sich in mich hinein und war dann nach kaum einer halben Minute fertig.
    
    Er konnte gar nicht verstehen, warum ich ihn als Arschloch bezeichnete und im hinausgehen: "fick doch eine andere, vielleicht lernst du's irgendwann", zu ihm sagte. Er war bereits achtzehn und prahlte überall mit seinen Qualitäten im Bett.
    
    Geliebt hatte ich ihn sowieso nicht. Er hatte mich lange Zeit umgarnt, bis ich mich endlich irgendwann auf ihn einließ.
    
    Er konnte so charmant sein, wenn er es darauf anlegte und ich hatte gedacht, dass ich mich eventuell noch richtig in ihn verlieben würde, wenn wir mehr Zeit miteinander verbrächten.
    
    Ausserdem hatte ich lange genug zugesehen, wie alle anderen verliebt miteinander turtelten. Aber aus dem winzigen Funken, den er in meinem Herzen entzündete wurde nicht mehr und dann dieses entsetzliche Erlebnis...
    
    Vorerst war ich geheilt und ging jeglichen Annäherungsversuchen aus dem Wege.
    
    Außerdem waren in unserem Bekanntenkreis nur Typen mit Anhang, oder es waren solche, die niemand wollte, weil sie sich benahmen wie Trolle.
    
    Und dann waren da noch die älteren, die Freunde von Enrico. Größtenteils waren sie vergeben, oder sie schauten arrogant auf uns jüngere herab.
    
    Ausser Christian, der war zu jedermann gleich freundlich ...
    
    Aber an den ...
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