Silberhochzeit
Datum: 06.07.2020,
Kategorien:
Romantisch
... irgendetwas fehlte mir immer und ich fühlte mich irgendwann wie Dreck.
Ich war es leid, dass mir ständig irgendwelche dummen Hühner nachspionierten und sich mir praktisch aufdrängten, wie billige Huren.
Sorry, aber anders kann ich es nicht beschreiben.
Also habe ich beschlossen zu warten, bis mir jemand wie du begegnet. Du bist ganz anders als die meisten Mädchen hier und das gefällt mir.
Du gefällst mir.
Ich würde dich gerne näher kennenlernen.
Natürlich nur, wenn auch du ein wenig Interesse daran hast, mich kennenzulernen."
Er sah mich erwartungsvoll an und ich versank erneut im Tiefblau seiner Augen.
Das Herz schlug Kapriolen in meiner Brust und schrie: "Ja, ich will ... und wie ich will !!!"
Mein Verstand aber riet zur Vorsicht.
Und überhaupt, was sollte das heißen: >bis mir jemand wie du begegnet<, schließlich waren wir seit mindestens zwei Jahren in derselben Clique und auf derselben Schule sind wir auch gewesen.
Aber naja, es kann ja durchaus vorkommen, dass man jemanden erst bewusst wahrnimmt, wenn man nicht von anderen Dingen abgelenkt wird, oder?
"Ganz langsam, Schritt für Schritt. Du bestimmst das Tempo", redete er weiter.
"Mir ist es wichtig, dass du weißt, dass ich nichts von dir erwarte, womit du nicht voll und ganz einverstanden bist ", wieder dieser erwartungsvolle Blick.
"Nur zwei Dinge verlange ich von dir: Offenheit und Ehrlichkeit in jeder Beziehung, das sollte eine Grundvoraussetzung für jede Partnerschaft ...
... sein."
Es war ihm wirklich ernst!
Mein Herz jubilierte und ich flüsterte: "Okay ... ja, ich möchte dich kennenlernen."
Christian strahlte mich an und nahm mich bei der Hand.
"Lass uns ein Stückchen laufen und reden. Hier gibt es zu viele Gaffer und Lauscher", meinte er.
Erst da registrierte ich, dass wir von allen Seiten beobachtet wurden.
Wir liefen ein Stück am See entlang und Christian erzählte mir von seinem Studium. Von seinem Vater, der, nachdem seine Mutter mit einem jungen Musiker durchgebrannt war, zum Alkoholiker wurde.
"Und dann hat er mich kurz vor dem Abi, einfach so mir nichts, dir nichts, vor die Tür gesetzt ", berichtete er.
Das hörte sich ja fast genauso wie meine Geschichte an.
Also erzählte ich ihm von meiner Mutter und dem drohenden Verlust unserer Wohnung.
Christian blieb stehen, sanft strich er mir eine widerspenstige, blonde Strähne, meines langen Haares aus dem Gesicht.
"Du musst dich nicht sorgen. So schnell können sie euch nicht hinauswerfen. Und falls doch, dann kommst du zu mir. Papa Fernando hat mir, ohne mit der Wimper zu zucken, das alte Haus seiner Eltern, am anderen Ende seines Grundstücks überlassen.
Ich wollte Papa Fernando einen Teil meines BAföG-Geldes für die Nutzung des Hauses und für die Verpflegung geben, aber davon wollte er nichts hören. Ich kümmerte mich stattdessen um seinen riesigen Garten, der zu der Zeit vollkommen verwildert war und helfe Alessandro ein wenig mit Mathe und Physik.
Irgendwie muss ...