1. Meine große Liebe


    Datum: 08.07.2020, Kategorien: Schwule

    ... der auch Jungs meines Alters chillten. Einfacher ging´s nicht. Meine Kleidung bestand aus genau vier Teilen, die schnell abgelegt waren: Tank Top, Running Tights und Sneakers. Nach dem Ficken sprangen wir nackt in den See.
    
    Zwei Wochen vor den Sommerferien saßen wir in der WG abends noch zusammen und sprachen über das, was wir im Sommer machen wollten. Levi überlegte, ob er Zeit und Geld hatte, im September mit ein paar Freunden ans Mittelmeer zu fahren. Auch die anderen beiden Jungs aus unserer WG hatten schon verschiedene Reisen und Hausarbeiten geplant.
    
    „Leute, ich zieh zum Herbst aus", sagte ich unvermittelt, obwohl ich noch keine feste Zusage hatte.
    
    Die anderen starrten mich an wie vom Donner gerührt. Dann kamen die Fragen. Warum? Sind wir nicht ein super Team? Und wo wollte ich überhaupt hin? Ich hatte das in Gedanken durchgespielt, sagte was von einem billigeren Zimmer, das größer und heller sei als mein jetziges, günstige Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen dürfe, tut mir ja auch leid, aber .... Und so weiter.
    
    Levi sah mich unverwandt an. Er wirkte total fassungslos.
    
    Die anderen gingen in ihre Zimmer, auch ich stand auf, nur Levi saß noch. Draußen dämmerte es.
    
    Levi hob den Kopf. „Alle gehen", sagte er. „Alle haben einen Freund. Tom hat Mike, Noah geht in die USA ..." Er verstummte. „Manchmal habe ich Angst, dass ich irgendwann ganz allein bin."
    
    „Levi ..." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Du doch nicht ..."
    
    „Warum nicht? Du ...
    ... gehst auch. Und ich ..."
    
    Eine Pause entstand.
    
    „Aber ich habe auch keinen ..." Ich verstummte abrupt. Mein Herz klopfte.
    
    „Keinen was?"
    
    „Äh, keine Freundin."
    
    „Du bist nicht schwul, du hast es leichter."
    
    „Levi, wenn du von allen keinen Freund kriegst ... ich meine ..."
    
    Er sah mich an.
    
    „Jemand wie du ... du bist wahnsinnig nett, siehst gut aus, hast Humor ..."
    
    Seine Augen glänzten.
    
    Wie gern hätte ich ihn jetzt umarmt, gestreichelt. Ich streckte die Hand aus, berührte ihn an der Schulter.
    
    Er blickte auf. „Danke, Raf. Du bist übrigens auch ... wahnsinnig nett." Seine Stimme klang belegt.
    
    Wieder entstand eine Pause. Ich zog meine Hand zurück und er stand auf.
    
    Zwei Wochen später räumte ich mein Zimmer leer. Für die Ferien hatte meine Mutter mir über Verwandte in Frankreich einen Job als Kellner in einem Hotel an der französischen Mittelmeerküste besorgt. Ich brauchte tatsächlich dringend einen Tapetenwechsel.
    
    Die anderen waren schon weg. Wehmütig blickte ich noch einmal auf meinen leeren Schreibtisch, den leeren Schrank, dann ging ich mit einem Zettel in Levis Zimmer. Auf seinem Schreibtisch lagen Bücher, Papiere, eine CD mit Bach. Und die Metallica-CD, die ich ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte. In der Ecke stand sein Bett, auf dem Boden lag zusammengeknüllt eine Jeans. Ich hob sie auf. Sie roch nach ihm. Wie das ganze Zimmer. Ich hielt sie eine Weile in den Händen. Tränen standen mir in den Augen.
    
    „War schön mit dir", schrieb ...
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