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Meine große Liebe
Datum: 08.07.2020, Kategorien: Schwule
... um im nächsten Augenblick erneut darauf niederzufahren und in ihn einzudringen, einem übermächtigen Rhythmus der Natur gehorchend wie die neben uns aufschäumenden Wellen. Immer schneller wechselten Auflehnung und Hingabe ab, immer bedingungsloser drängte Levi mir entgegen. Mir war, als stünden wir taumelnd am Rand eines Abgrunds. Gleich würde ich in ihn hinuntergerissen werden, konnte ich nicht mehr an mich halten. Der Moment kam. Wie von einer Welle wurden wir hinweggefegt, verloren wir uns ineinander und fanden uns zugleich. Mit einem kehligen Laut umklammerte Levi mich, während er mir bis zum Kinn spritze und ich mich in ihm entlud. Wir brauchten lange, um zur Besinnung zu kommen. Die Augen hatten wir geschlossen, um nicht gleich in unsere getrennten Körper zurückkehren zu müssen. Endlich glitt ich aus Levi heraus. Ich betrachtete sein Gesicht. Das ist Levi, dachte ich. Er ist mein Freund. Wie schön das klang! Wir haben miteinander geschlafen. Ein Schauer durchlief mich. Jetzt gehören wir zusammen. Hinter uns war alles still. Auch die anderen hatten sich aus ihrer Umklammerung gelöst. Ihr Atem hatte sich beruhigt, der Schweiß auf ihrer Haut war getrocknet. Schweigend saßen oder lagen sie da, satt und erfüllt von ihrer Liebe. Es war eine laue, windstille Nacht. Stumm lehnte ich mich an Levi, der die Arme um mich geschlungen hatte. Bewegungslos lag das schwarze Meer vor uns, nur ab und zu leuchtete ein weißer Wellenkamm auf. Und über uns hing der komplette Himmel mit seinen Millionen von Sternen. Wir waren nur zwei Pünktchen in dieser Unendlichkeit und doch schien mir, als halte die Natur den Atem an, um dem Akt der Liebe zu lauschen, wie er sich seit Urzeiten immer wieder neu vollzieht.