Familie Undercover 01/12: Bewerbung
Datum: 28.07.2020,
Kategorien:
Inzest / Tabu
... ähnlich musste sich der Graf von Monte Christo gefühlt haben, wenn er aus seinem Kerker auf das Meer hinaussah.
Alles zog sich in mir zusammen, ich krümmte mich, schnappte nach Luft.
„Vorsicht, festhalten!" Seine Stimme, wie durch Watte. „Ich halte dich!"
Zwei starke Hände griffen um meine Mitte. Sie stabilisierten mich. Doch ich spürte genau, wie sich die Fingerspitzen neugierig in mein Fleisch pressten, und wie er die Kontur der Beckenknochen wahrnahm. Mein eigener Vater erforschte, wie ich mich anfühlte. Als Frau. Als weibliches Fleisch, das er haben wollte.
Aaaahhh!!!
Mein Kopf wirbelte. Chaos.
Was nun? Was sollte ich tun? Wie...
Eine Erinnerung stieg in mir auf. Machtvoll, unwiderstehlich. Eine Blase, die aus der schattigen Tiefsee meines Hirns hochquoll...
***
Ich, mit dreizehn Jahren, Ende Mai 2014. Bayern München war gerade Deutscher Fußballmeister geworden, die Jungs sprachen in den Pausen kaum von etwas anderem. Eine Woche vorher waren wir im Kino gewesen, in „Divergent". Nachmittagsvorstellung. Im Radio lief ständig „Happy" von Pharrell Williams. Mit jedem Mal, das ich das hörte, fühlte ich mich erbärmlicher.
Vor ein paar Tagen hatte ich Geburtstag gehabt. Der erste nach dem Tod meiner Mutter und nach knapp einem Jahr im Internat. Kein Anruf von Konrad. Keine Karte, nichts. Von niemand. Den anderen in meiner Klasse hatte ich mein Geburtsdatum nicht verraten, aus Angst vor blöden Sprüchen und bösen Scherzen. Davon hatte ich schon mehr ...
... als genug erlebt.
Prügel von Gerda aus der neunten Klasse, die mich besonders auf dem Kieker hatte. Im Schlaf abgeschnittene Haare, keine Ahnung von wem. Nachsitzen, weil mir mal wieder jemand das Heft zerrissen hatte. Sonderdienste in der Wäscherei, weil mir das Bügeleisen nach zwei Stunden zu schwer wurde und ich eine Brandspur auf einer Bluse hinterließ. Gefühlt alle trampelten auf mir herum, dem dünnen Ding aus der Siebten, das nie etwas sagte und allen auswich.
Meine Träume, wenn ich abends die dünne Decke über den Kopf zog, bestanden zur Hälfte aus Rachefantasien, zur anderen Hälfte aus Selbstmordgedanken. Im März hatte sich einer aus der Elften vor den Zug geworfen. „Liebeskummer", hieß es offiziell, doch alle kannten die Wahrheit.
Unter den Schülern hieß das Internat „Wikkelshölle", und das mit gutem Grund. Hier saßen nur Kinder, die von ihren Familien möglichst weit weggehalten und vergessen werden sollten. Das beste Verkaufsargument war die Ganzjahresbetreuung, über sämtliche Ferien hinweg. Die meisten von uns fuhren niemals heim, nicht mal zu Weihnachten.
An diesem Mittag saß ich in der Kantine und hatte das verkochte Gemüse heruntergewürgt. Nun stocherte ich in den Kartoffeln herum und wartete darauf, dass die nächste Stunde begann. Da setzte sich zwei Mädchen aus der Zehnten neben mich, Birgit und Hanna. Nicht direkt neben mich, zwei Plätze weiter. Doch ich konnte hören, was sie redeten. Sie beachteten mich nicht.
„Doch! Ich sage es dir, ich habe es ...