Argonauta Kapitel 12-22
Datum: 15.10.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... sehen. Die Luft roch moderig und abgestanden. Der Boden schimmerte feucht und war völlig verdreckt mit Resten des bröckeligen Mauerputzes.
Mühsam versuchte Singer sich zu besinnen, was vorgefallen war. Wie, um alles in der Welt, war er nur in diesem Loch gelandet? Sein Schädel dröhnte. Er fasste sich an die Stirn und fühlte krustigen Schorf. Offenbar war er k. o. geschlagen worden. Diese Vermutung würde jedenfalls seinen dröhnenden Schädel und die nicht mehr ganz frische Platzwunde am besten erklären. Wie lange er wohl außer Gefecht gesetzt gewesen war?
„Hallo?", rief Singer in die lautlose Stille hinein.
Keine Reaktion. Einzig das widerhallende Echo seiner eigenen Stimme antwortete ihm. Singer rappelte sich mühsam hoch, ignorierte dabei den stechenden Schmerz, der durch seine Stirn zuckte, und suchte den Raum ab. So sehr er sich auch bemühte, er fand keinen Hinweis, der ihm irgendetwas hätte erklären können. Im Grunde genommen konnte sich dieses Kellerverließ überall in einer so großen Stadt wie Brisbane befinden. Falls er überhaupt noch in Brisbane war. Er wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war. Theoretisch bestand deshalb die Möglichkeit, dass er sich auch irgendwo außerhalb der Stadt befinden konnte.
„Hallo?", fragte Singer erneut. „Ist da jemand?"
Nur langsam kehrten einige Erinnerungsfetzen in sein Bewusstsein zurück. Doch es waren nur winzige Bruchstücke, die kein einleuchtendes Gesamtbild ergeben wollten. Er erinnerte sich daran, dass er in ...
... seinem Büro gesessen hatte. Wie lange das wohl schon her sein mochte?
Immer wieder geisterte ein bestimmtes Wort in seinen Gedanken herum:Danaë. Aber so sehr er sich auch bemühte, er konnte das Wort in keinen sinnvollen Zusammenhang zu irgendetwas bringen. Hatte er vielleicht ein Buch über griechische Mythologie gelesen?
Singer schalt sich bei diesem Gedanken selbst Ohrfeigen. Er hatte wirklich andere Probleme als sich den Kopf über derartige Nebensächlichkeiten zu zermartern. Viel wichtiger war doch, was ihn in diese Lage gebracht hatte. Und noch wichtiger war,wer ihn in dieses Loch gesteckt hatte undwarum?
Plötzlich hörte Singer, wie auf der anderen Seite der Tür ein Schlüssel in das Schloss gesteckt wurde. Dann ein lautes Rütteln, offenbar klemmte der Schließmechanismus gehörig.
Hoffentlich bricht der Schlüssel nicht ab, sonst komme ich nie hier heraus, dachte der Professor.
Der Schlüssel drehte sich, das Schloss klickte. Mit einem lauten Poltern wurde die Tür aufgeschoben. Ein gelber Lichtfetzen fiel durch den geöffneten Spalt in die Zelle. Dann schob sich der Schemen einer menschlichen Gestalt durch die Tür.
„Du bist endlich wach", sagte der Fremde.
Singer schielte zur Tür. Das war seine Chance. Wenn er jetzt aufstand, konnte er womöglich den Fremden überrumpeln und umwerfen. Doch der Moment verstrich und anscheinend konnte der Unbekannte seine Gedanken lesen.
„Das würde ich lieber nicht versuchen, Arschloch", sagte er drohend. „Wenn du versuchst ...