1. Argonauta Kapitel 12-22


    Datum: 15.10.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... zu fliehen, schneide ich dir die Eier ab und stopfe sie deiner Frau und deiner Tochter ins Maul. Jeder von ihnen eine deiner schrumpeligen Klöten."
    
    Oh Gott, Lydia und Lucie!, dachte Singer. Hoffentlich ging es den beiden gut. Ob wer immer ihn entführt hatte auch seine Familie in seiner Gewalt hatte?
    
    Der Unbekannte trat ins Licht und stierte Singer aus kalten Augen an. Der Professor erkannte ihn sofort. Es war der Kerl, der ihm den Schlag gegen den Kopf verpasst hatte. Träge setzte sein Gedächtnis dieses Puzzleteil an die richtige Stelle. Er erinnerte sich nun auch daran, dass der Mann nicht alleine gewesen war. Ein zweiter Mann war ebenfalls bei ihm im Büro gewesen. Viel älter, kultivierter. Aber nicht minder gefährlich wirkend. Er erinnerte sich daran, dass der Ältere den anderen Renner genannt hatte.
    
    „Was ... was wollen Sie von mir, Renner?", brachte Singer mit vor Angst bebenden Lippen mühsam hervor.
    
    Renner versetzte der Tür mit dem Fuß einen Tritt, die daraufhin krachend ins Schloss fiel. In der einen Hand hielt er ein Tablett, auf dem ein Teller mit Sandwiches und eine Flasche Mineralwasser standen. Er stellte das Tablett auf den wackeligen Tisch und sagte: „Der Boss will, dass du was isst."
    
    „Danke, aber mir ist der Appetit vergangen", sagte Singer zynisch.
    
    „Renner entgegnete achselzuckend: „Ist mir scheißegal, Arschloch. Du bist mir scheißegal. Bleibst du halt hungrig."
    
    „Ich ... habe Kopfschmerzen", sagte Singer.
    
    Renner grinste. „Kann ich mir ...
    ... vorstellen. War ein ordentlicher Schlag, den ich dir verpasst habe."
    
    „Hätten ... hätten Sie eventuell eine Kopfschmerztablette für mich?"
    
    „Aber natürlich, ich werde sofort eine holen."
    
    „Danke sehr."
    
    Renner lachte laut auf. „Das war ein Witz, Wichser. Was denkst du denn, wo du hier bist? Etwa imFour Seasons?"
    
    „Ich weiß nicht, wo sind wir hier?"
    
    „Finde es selbst heraus, Professor. Ich bin nicht die Auskunft."
    
    Renner verließ den Raum, nicht, ohne Singer zuvor noch einen bösen Blick zuzuwerfen. Krachend fiel die Tür ins Schloss und das Rasseln des Schlüssels verriet Singer, dass er wieder eingesperrt war. Von draußen hörte er die hallenden Schritte Renners, die nach und nach immer leiser wurden.
    
    Er wartete noch eine Minute, vielleicht auch zwei. So genau konnte er es nicht sagen, ohne jedes Tageslicht hatte er jedes Gefühl für Zeit und Raum verloren. Als er sich sicher sein konnte, allein zu sein, stürzte er auf und war in wenigen Sätzen am Tisch mit dem Tablett angelangt. Die Sandwiches rührte er trotz eines lauten Magenknurrens nicht an. Stattdessen griff er die Mineralwasserflasche. Sie fühlte sich kalt und schwer in seinen zitternden Händen an. Das war gut. Noch besser war, dass die Flasche aus Glas war. Er drehte den Verschluss auf, trank eilig wie ein Verdurstender in der Wüste die Flasche leer. Die Kohlensäure stieg ihm in den Kopf. Beinahe verschluckte er sich, nach dem letzten Schluck entwich ihm ein leiser Rülpser. Es war ihm ein bisschen peinlich, ...
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