1. Argonauta Kapitel 12-22


    Datum: 15.10.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Ungewöhnliches erkennen. Gerade, als sie die Figur wieder an ihren Platz stellen wollte, fiel ihr etwas auf.
    
    Genau dort, wo noch vor wenigen Sekunden die Statuette gestanden hatte, befand sich ein kreisrundes Loch mitten im Schreibtisch.
    
    Ein Einschussloch, schoss es der Polizistin durch den Kopf und sofort war sie erregt.
    
    Auch der Sekretärin war das Loch im Schreibtisch aufgefallen.
    
    „Du meine Güte, was ist denn das?", fragte die alte Frau.
    
    „Sieht aus wie ein Einschussloch", sagte Annie.
    
    Die Sekretärin hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund. „Oh mein Gott", sagte sie besorgt.
    
    Annie zückte ihre Taschenlampe, die zur Standardausrüstung gehörte, und leuchtete das Loch aus. Das Projektil war entfernt worden. Vielleicht mit Hilfe einer Pinzette. Vielleicht würde die Spurensicherung anhand des Durchmessers die Projektilgröße bestimmen können.
    
    „Sagen Sie, gibt es in diesem Haus eine Überwachungskamera?", fragte Annie.
    
    Die Sekretärin antwortete geistesabwesend: „Nein. Das heißt, doch, im Flur. Aber die ist schon seit Wochen kaputt und die Hausmeisterin hat sie noch nicht repariert."
    
    Verdammt, dachte Annie.Und nun?
    
    Dann hatte sie eine Idee. Sie ließ die Sekretärin in Singers Büro stehen, ignorierte deren besorgtes: „Warten Sie!" und rannte den Flur entlang nach draußen. Sie verließ das Gebäude und schaute auf die andere Straßenseite. Ein kleines Straßencafé befand sich genau gegenüber.
    
    Ein junger Kellner, womöglich ein Student, war gerade ...
    ... damit beschäftigt, die Stühle von den Tischen herunter auf den Boden zu stellen.
    
    Annie querte die Straße. „Entschuldigen Sie, hat dieses Café eine Überwachungskamera?", fragte sie.
    
    Der Kellner antwortete mit einem stummen Kopfnicken.
    
    „Könnten Sie mir bitte die Aufnahmen von gestern zeigen?"
    
    Schulterzuckend antwortete der Mann: „Da muss ich erst meinen Chef fragen."
    
    „Tun Sie das bitte, es ist wirklich wichtig."
    
    Der Kellner verschwand im Café. Wenig später trat er wieder heraus und führte Annie nach drinnen und dirigierte sie zum Büro. Annie setzte sich auf einen klapprigen Stuhl und ließ sich die Bilder der Überwachungskamera zeigen.
    
    Zum Glück war der Winkel günstig und die Kamera hatte auch den Eingang des Instituts für Kunstgeschichte im Blick. Die Qualität des Bildes war allerdings schlecht und ziemlich grobkörnig.
    
    Trotzdem besser als gar nichts, dachte Annie und startete die Aufnahme.
    
    Sie hielt den Atem an, als ein großer, weißer Lieferwagen vor dem Haus anhielt und zwei Männer ausstiegen. Sie konnte die Gesichter nicht erkennen, denn sie zeigten der Kamera nur ihre Hinterköpfe. Der eine musste aber schon älter sein, denn er ging leicht gebückt und stützte sich auf einen Stock, der andere deutlich jünger. Beide gingen ins Institutsgebäude. Mehrere Minuten lang passierte gar nichts. Dann öffnete sich die Tür wieder. Der ältere Mann trat zuerst heraus und ging zur Hecktür des Lieferwagens. Obwohl er der Kamera sein Gesicht nun zuwandte, war die ...
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